Unterschrift – danke, das war’s?

Aufgeschreckt durch Meldungen, dass Rechtsradikale in Oberhavel immer mehr Fuß fassen und sich hier niedersetzen, gehen momentan überall Unterschriftenlisten herum. Damit soll man kundgeben, dass genau das verurteilt.
Nette Sache, die aber nichts bringt. Was genau soll es bringen, wenn das halbe Runge-Gymnasium ein paar Krakel auf eine Liste setzt, und die Sache dann auf sich beruhen lässt?
Heute fand in Oranienburg eine Diskussuion darüber statt, wie denn mit der NPD in der Öffentlichkeit umgegangen werden solle. Dazu waren Journalisten des ZDF und des „Tagesspiegel“ gekommen, außerdem eine Politikerin aus Berlin-Neukölln.
Ein jüngerer Mann saß im Publikum, vielleicht war der sogar noch ein Schüler. Und das war’s dann. Die Schüler, die zwar eine Unterschrift setzen können, interessieren sich wohl in Wirklichkeit nicht für das Thema. Oder?
Auch nur ein Lokalpolitiker ließ sich blicken. Alle anderen hatten keine Lust oder keine Lust.
Dennoch war der kleine Raum nicht leer. Jedenfalls auf den ersten Blick. Von den vielleicht 30 Gästen waren 8-10 von der NPD. Die natürlich alles abstritten, verleugneten und schönredeten, was da vorne erzählt wurde. Einer der Gestalten legte eine gerade ekelhafte Rhetorik an den Tag, die extrem nach Demagogik klang. Gruselig.
Man muss sich aufmerksam umsehen. Die Nationaldemokraten, wie sie sich nennen, drängen immer mehr ins Leben der Menschen. Veranstalten Kaffeekränzchen, Jugenddiscos, machen Jugendclubs auf, scheinen sich zu kümmern und wollen damit die Leute für sich gewinnen.
Und wir? Sehen wir hilflos zu? Vielleicht nicht mal das: Wir interessieren uns nicht mal dafür.
Oder?


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Kommentare

8 Antworten zu „Unterschrift – danke, das war’s?“

  1. Godwael

    Wie sind die Sozialdemokraten ne große Volkspartei geworden? Ganz einfach, sie haben sich nicht auf Politik beschränkt, sondern haufenweise Arbeitervereine organisiert, um die Leute auch sozial an die Bewegung zu binden.

    Tja, das machen die Rechten jetzt.

    Der ganze gegen-Rechts-Quack ist im Grunde verschwendete Zeit. Es geht nicht um politische Inhalte, sondern um soziale Identifikation.

    Diskussionszirkel? Dass irgendjemand glaubt das würde was bringen zeigt doch im Grunde nur, wie völlig im Arsch unsere Zivilgesellschaft wirklich ist.

  2. RT

    Und was sollte man stattdessen tun?

  3. Godwael

    Die einzelnen Mitglieder einer Gesellschaft müssten sich als Teil einer wie auch immer gearteten konkreten Gemeinschaft verstehen. Was für eine Gemeinschaft ist relativ egal, ob das nun der Kegelclub ist oder die Anonymen Alkoholiker. Wesentlich ist das Bewusstsein, nicht nur irgendwo etwas zu tun, sondern gemeinsam etwas zu sein.

    Diese Idee ist offenbar völlig verloren gegangen, heutzutage ist Zugehörigkeit schlicht out. Es gibt sie aber noch, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, und das ist genau der Impuls, den die Rechten bedienen.

    Der Einzelne kann sehr wenig tun, um dem entgegenzuwirken. Wie gründet man denn eine Gemeinschaft? Man braucht ne verbindende Idee.

    Die haben wir nicht, die Rechten aber schon.

  4. RT

    Aber so eine Idee scheinst du auch nicht zu haben. Dabei ist doch die verbindende Idee an sich schon, sich den Rechten entgegen zu stellen.

  5. Godwael

    Nein, eben nicht. Das reicht nicht.

  6. RT

    Sondern?

  7. Godwael

    Keine Ahnung. Das ist ja der Punkt. Unsere Seite hat keine verbindende Idee zur Verfügung. Das ist doch genau das, was ich die ganze Zeit versuche, dir zu erklären.

  8. RT

    Wahrscheinlich, weil viele das Thema nicht als wichtig erachten, oder sie denken, es betrifft sie nicht.

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