Eine Gasse für die Rowdys

Wie für „Yomo“ geprobt wurde


MAZ Oranienburg, 25.1.2006

HENNIGSDORF

Mittagspause. Es gibt Jägerschnitzel mit Nudeln oder Geschnetzeltes mit Reis. Ganz, wie jeder mag. Sonntagmittag im Hennigsdorfer Stadtklubhaus. Gleich geht es weiter: Durchlaufprobe für „Yomo“, das neue Musical der Musikschule.
Rolf-Peter Büttner beendet das gemütliche Beisammensein: „Alle in die Ausgangspositionen für den Anfang!“ Ordnung muss sein: „Der Tisch muss noch weg, der Stuhl da auch!“ Auf Büttners T-Shirt steht „Bändiger“. Etwa 100Mitwirkende sind insgesamt bei „Yomo“ am Ball und lassen sich gern von ihm – bändigen ist wohl das falsche Wort. Oder doch nicht?
Der erste Song erklingt: „Akwaaba“. „Herzlich Willkommen hier in Afrika“, singt der Chor. „Stop!“ Rolf-Peter Büttner bricht ab. „Ihr sprecht zu schnell, vollkommen überhastet.“ Also nochmal. Einige haben ihre Texte in der Hand. Der überwiegende Teil kann ihn schon auswendig. Die anderen haben noch bis Oktober Zeit. Dann ist Premiere.
Einsatz für Quwuddeli und Quwuddela, die beiden schrägen Vögel. Die beiden wollen gerade beginnen. „Was macht ihr denn da?“, unterbricht der „Bändiger“. Zwei Jungs sitzen am Bühnenrand, die dort gerade überhaupt nicht hingehören. Platzwechsel. Und weiter geht’s.
So ganz sitzt der Szenenablauf noch nicht. Kein Wunder, 48 sind es insgesamt. „Wir haben die Gasteltern vergessen“, werfen die „schrägen Vögel“ ein. Tatsächlich: Die afrikanischen „Gasteltern“ haben vergessen, ihre deutschen Schützlinge aus der Reisegruppe in Empfang zu nehmen. Okay, dann also die Szene noch einmal – und jetzt richtig. Später stellt sich heraus, dass besagte Szene an späterer Stelle im Textbuch steht. „Egal, so ist es viel schöner“, meint Büttner – und schon ist das Textbuch nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Regieanweisung ein paar Szenen später: „Ihr müsst den Rowdys eine Gasse machen“, meint Büttner, „sonst kommen die nicht durch.“ Das Orchester nimmt Pannen mit einem Lächeln hin. Gelächter ist auch nicht ausgeschlossen. So zum Beispiel, als plötzlich von hinten seltsame Tiergeräusche zu hören sind: Hühnergeschrei aus dem ghanaischen Dorf. Vielleicht ein bisschen zu laut. „Was macht ihr denn da hinten?“, ruft Büttner. „Das ist ja ein Geräuschpegel wie auf der Autobahn!“ Vielleicht kommt später doch besser ein Geräuschband zum Einsatz.
In einer anderen Szene ekelt sich Isabell über eine Kröte in der Dusche. Zu allem Unglück kommt dann auch noch ein Gecko auf sie zu. Eigentlich. Jetzt gerade nicht. Der Gecko pennt, verpasst seinen Einsatz. „Na dann kann ich ja doch duschen gehen“, freut sich Isabell. Gelächter. Doch der Gecko, gespielt vom 9-jährigen Moritz kommt nun doch und Isabell bekommt ganz „spontan“ ihren an dieser Textstelle vorgesehenen Schreck.
„Ich danke euch für das lange Wochenende“, meint Rolf-Peter Büttner am Ende der Probe. „Uns ist ein gutes Gerüst gelungen. Nun müssen wir es noch ausfüllen.“ 18 von 46 Szenen wurden geschafft. „Wir haben ja noch Zeit.“ Beim Probenwochenende sei unheimlich viel rausgekommen, so der stellvertretende Musikschulchef. „Ich bin sehr glücklich.“ Nicht nur er: Trotz langer Proben herrscht am Ende im Stadtklubhaus sehr gute Stimmung. Ein gutes Omen für „Yomo“. Noch ein dreiviertel Jahr.


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