Süßes, sonst gibt’s Klopapier!

Halloween in Oranienburg: Unterwegs mit jungen Hexen und Vampiren

MAZ Oranienburg, 6.11.2002

ORANIENBURG
Tatort: Oranienburg, Sauerbruchstraße. Donnerstagabend. Halloween. Eine Horde junger Gespenster, Teufel und Star-Wars-Krieger ist auf der Jagd nach allem, was süß ist. Die Hexen Paula (12) und Iris (12), die Teufel Fabio (12) und Marty (11), die Vampirin Betty (8), der Schattenvampir Dennis (7) und „Dearth Moe“ Jonas (12) tapern durch die dunklen Straßen des Viertels, klingeln an den Grundstücken und fordern: „Süßes, sonst gibt’s Saures!“ Was natürlich nicht wörtlich zu nehmen ist. Vielmehr wird das Tor oder der Briefkasten zur Strafe mit Klopapier verziert, wenn das Süße ausbleibt.
Nicht jeder freut sich über die kleinen Geister. „Was macht ihr für einen Radau?!“, ruft ein älterer Mann den Kindern zu. Süßigkeiten haben sie von ihm nicht zu erwarten. „Vorhin kam eine Oma raus und hat uns verscheucht“, erzählt Iris, mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht.
„Und was ist heute noch?“, fragt ein junger Typ, der gerade an sein Auto geht. Doch damit kann er die junge Elite keineswegs aus der Fassung bringen: „Reformationstag“, wissen die meisten sofort zu sagen. Und selbst als der lehrerhafte Autofahrer nachbohrt, kommen die Stichworte Luther, Thesen und Kirchentor ohne großes Nachdenken. Damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Test bestanden!
Manchmal werden die Kinder auch regelrecht ignoriert. In einem weißen Haus gehen die Vorhänge zu, als die acht klingeln. Bisher war die Ausbeute recht gering.
Als es dann aber an einem Haus in der Nauener Straße einen ganzen Beutel gibt, steigt die Laune wieder. Der Sturm auf die Billrothstraße kann beginnen. In einem Garten entdecken sie mehrere beleuchtete Kürbisse. Nach dem Klingelzeichen erscheint auch gleich eine nette Frau, die mit einem im Chor gerufenen „Happy Halloween!“ empfangen wird. „Na? Wollt ihr was haben?“ „Ja, aber richtig fett!“, antwortet einer der Vampire. Da die Frau schon ein ganzes Körbchen vorbereitet hat, gibt es auch tatsächlich für jeden etwas. Am Haus gegenüber sieht das schon wieder ganz anders aus: Licht an, „Happy Halloween!“, Licht aus. Auch im Wohnzimmer gehen schlagartig alle Lampen aus. Nur der Fernseher bleibt an.
„Können wir nicht langsam zurückgehen?“ Nicht alle haben so viel Geduld, um die Häuser zu ziehen. Betty jedenfalls möchte jetzt am liebsten nach Hause. Aber mitgehangen, mitgefangen! Vorn, an der Robert-Koch-Straße ist eine andere gespenstische Gruppe zu erkennen. Es ist viel los auf den Straßen, an diesem Abend.
„Was wollt ihr ’n?“, fragt ein Mann ein paar Häuser weiter. „Happy Halloween!“ „Na und? Wo lebt ihr ’n? In Amerika oder in Deutschland?“ Natürlich wissen die Kinder, dass sie in Deutschland leben. So muss sich der ungebildete Herr erst mal erklären lassen, dass es Halloween nun auch hier gäbe. Im Aufgang Berliner Straße 89b wird sowieso gerade aufgeschlossen. Also rein, und die Treppen raufgeschlichen. „Wat wollt ihr hier andauernd? Haut bloß ab!“, ruft jemand gernervt. Viele Leute haben inzwischen alles weggegeben. Von einer anderen Frau bekommen sie allerdings noch diversen Süßkram.
Fazit am Ende: Mehrere schwere Beutel mit Schokolade, Bonbons und mehr. Und im nächsten Jahr? Wieder!


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