Die Theorie war zu trocken

Geburtstagskonzert: Zehn Jahre Percussiongruppe der Musikschule

MAZ Oranienburg, 1.10.2002

HENNIGSDORF
Die Theorie war den Schülern der Hennigsdorfer Musikschule vor zehn Jahren zu trocken. Sie wollten nicht nur etwas über die Musik lernen, sondern sie auch selbst machen. So entstand 1992 die Percussiongruppe. „Das erste Konzert haben wir mit sechs Titeln absolviert“, erzählt Rolf-Peter Büttner, der das Ensemble von Anfang an leitet. „Trotzdem war es gut und gern anderthalb Stunden lang.“ Beim Geburtstagskonzert am Sonntagabend im Hennigsdorfer Stadtklubhaus waren es schon wesentlich mehr Stücke.
Mehr als
„Getrommel“
Und dass so ein Percussionkonzert mehr ist, als „Getrommel und Gehämmere“ wurde eindrucksvoll bewiesen. Zwar sind aus den Schülern tatsächlich Trommler geworden, dennoch kommen in der Gruppe unter anderem auch die Gitarre, Violine, Geige, das Saxophon und der Bass zum Zuge. „Die Welt der Trommler ist riesengroß“, meint Rolf-Peter Büttner. Jedes Mitglied spielt im Laufe eines Konzertes mehrere verschiedene Instrumente. „Alle Lieder sind ständig in Arbeit.“ Und immer sei die Frage, wer könnte welches Instrument spielen. So ist auch für die Musiker ständig für Abwechslung gesorgt.
Ein besonderer Höhepunkt des Konzerts war die Erstaufführung der Misa Criolla von Ariel Ramírez. Zu hören waren Melodien aus den Anden. Für die stimmliche Begleitung sorgte der Chor der Katholischen Kirche, für dessen Einspielung Stefan Selent verantwortlich war. Am Ende gab es dafür einen kräftigen Applaus des Publikums im ausverkauften Saal.
Das Ensemble sei das erste der Musikschule gewesen, welches sie über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht habe, lobt Musikschulleiter Ronny Heinrich die Percussiongruppe. Diese zeigte ihr großes Können in den vergangenen zehn Jahren nicht nur in der Stadt und im Landkreis, sondern in aller Welt. 1994 führte der Weg in Hennigsdorfs französische Partnerstadt Choisy-le-Roi, zwei Jahre später zum Europäischen Musikfestival nach Kopenhagen. „Irgendwann hat es uns Richtung Afrika verschlagen“, erzählt Büttner weiter. 1999 reiste die Gruppe nach Ghana. Afrikanisches Flair zog dementsprechend auch ins Stadtklubhaus ein. Die Gruppe Akwaaba (zu Deutsch herzlich willkommen) hat sich auf afrikanische Trommeln spezialisiert. Unterstützung erhielt sie dabei von Adjei Adjetey aus dem Senegal, der seit kurzem auch einen Workshop an der Hennigsdorfer Musikschule leitet. Einen Auftritt hatte auch der preisgekrönte Schlagzeuger Christoph Hengelhaupt, der, begleitet von Katrin Kirchner am Klavier, sein Können zeigte.
Die musikalische Reise führte am Ende des gut zweistündigen Konzertabends nach Kuba und Brasilien: Stücke vom Buena Vista Social Club, von Carlos Santana. Lateinamerika gehört für die Musikschüler auch zu den Wunschreisezielen. Für das finale Stück „Brasil“ bat Rolf-Peter Büttner, dem die Freude an dem Spektakel anzusehen war, auch alle im Saal anwesenden ehemaligen Mitglieder der Percussiongruppe auf die Bühne.
Die nächste Reise
führt nach Taiwan
In knapp vier Wochen steht die nächste große Reise ins Haus; auch eine logistische Herausforderung: Allein 350 Kilogramm wiegen die vielen Instrumente, die auf den langen Weg nach Taiwan zum Internationalen Jugendkulturtreffen geschickt werden. Dort erwartet die Percussiongruppe ein großes Publikum. Taiwan, das flächenmäßig so groß wie Baden-Württemberg ist, hat 40 Millionen Einwohner.
Ronny Heinrich richtet seinen größten Dank an Rolf-Peter Büttner: „Durch seinen Ideenreichtum und sein Engagement spielt er eine ganz entscheidende Rolle.“


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