Leichenblasse Redakteure schwitzen

Die jungen MAtZen und ihr Abenteuer als „Bollmann-Büroteam“ bei Radio FRITZ

MAZ Oranienburg, 21.10.1997

RT / NASRIN BÜTTNER / STEFAN KLAHR / KAREN GRUNOW

ORANIENBURG
Dienstag, der 14. Oktober 1997, 13.10 Uhr in der Redaktion der MAZ: Sechs JungMAtZen kauern leichenblaß und nervös, mit schlotternden Knien, an den Fingernägeln kauend, im Konferenzraum. Apathisch löst Stefan Kreuzworträtsel (biblischer Prophet mit sechs Buchstaben …), Robert versucht, mit schwitzigen Händen seine Videokamera zu positionieren. Hektisch probieren die Senioren der Lokabredaktion, von Spreeradio auf die Frequenz von FRITZ zu wechseln. Die jungen Leute fixieren mit starrem Blick das Telefon.
Zur gleichen Zeit in Potsdam: FRITZ-Redakteur Orlando M. Hoppe greift lässig zum Telefonhörer, um das heutige Bollmann-Büroteam anzurufen. Daß er sich eigentlich schon vor über einer Stunde dort hätte melden sollen, verdrängt er – unbewußt? Was er den JungMAtZen damit antut – er ahnt es nicht im geringsten. Moderator Dieter“ Kassel bekommt die Unterlagen auf den Tisch geknallt. Spontan und interessiert überfliegt er die Überschriften – er fühlt sich rundum informiert. Orlando wählt die Nummer der Jugendredaktion.
13.11 Uhr, Oranienburg: Es klingelt. Die Nervosität erreicht den Siedepunkt! Hochkonzentriert greift der JungMAtZen-Sprecher Philip zum Hörer. Tatsächlich: Am anderen Ende der Leitung meldet sich Radio FRITZ!! In zwei Minuten sei man auf Sendung!
13.13 Uhr, Oranienburg und überhaupt überall in Berlin, Brandenburg, sowie per Satellit europaweit: Der 16jährige Philip schickt erstmals seine Stimme über den Äther. Brillant kontert er die hinterhältigen kasselschen Fragen. Obwohl – ganz Dieter Kassel – der Moderator ihn mit einem „Hallo, du bist bestimmt der Chris!“ verunsichern wollte. Manöver „Kassel gegen MAZ“ fehlgeschlagen!
13.16 Uhr: Hämisch geifernd erklärt Dieter Kassel den entsetzten JungMAtZen die Aufgabe, die sie in den nächsten 20 Minuten bewältigen müssen: Eine Kritik zur laufenden Bollmann-Sendung!
13.20 Uhr: Mit einem konkreten „Häh?“ meldet sich plötzlich Stefan zu Wort und legt geistesabwesend das bildende Kreuzworträtsel beiseite. Spirituosen werden geöffnet.
13.43 Uhr: Zum 2347. Mal stottert Robert die Kritik, die er in 60 Sekunden runterrasseln muß:
„Hallo, du bist bestimmt der Chris!“ – was für ein netter Empfang, wenn man Philip heißt… Ja, wir wissen, auch große Journalisten wie die FRITZ-Redakteure sind nicht vor Fehlern gefeit. Außerdem soll FRITZ ja sowieso ein einziges Chaos sein. Und überhaupt: Was heißt hier „Oranienburg, irgendwo in der Provinz“? Schließlich sind wir DIE Bombenstadt! Es heißt ja nicht umsonst Berlin BEI Oranienburg! Jedoch so ein beliebter, begabter, redegewandter und genialer Moderator wie Dieter Gott Kassel steht da völlig über den Dingen. Mit einzigartiger Brillanz bügelte er diesen peinlichen Fehler aus. Das entschuldigt trotzdem nicht die erbärmliche Musik, die als Lückenbüßer zwischen unseren mit Geschmack ausgewählten Schlagern lief. Aber weil heute Dienstag ist und damit mal wieder eine aktuelle, supertolle Jugendseite in der Neuen Oranienburger Zeitung, dem pranienburger Lokalteil der Märkischen Allgemeinen Zeitung, auf Seite 16 erschien, wollen wir noch einmal gnädig sein … Schwein gehabt Radio FRITZ – ach ja, und danke für den netten Preis! PROST!!!“
13.48 Uhr: Ekstatische Jubelschreie hallen durch das Potsdamer Sendestudio. Auftrag erfüllt! Spontan erzählt Dieter der quieksenden Karen, die jetzt mit völlig entstellten Gesichtszügen am Telefon hängt, welche Belohnung sich die harten Rezensenten verdient haben: Allehool – Bier!
13.49 Uhr: Kassel befragt Karen G., die Chefin der JungMAtZen, nach den Themen der nächsten (heutigen) Ausgabe. Knallhart bricht sie in Schweigen aus. Darum ist dieser Artikel auch so lang geworden …


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