Der Kreisverkehr an der Hohen Neuendorfer Waldstraße ist gerade morgens ein Brennpunkt. Es gibt eine Idee, die Situation zu entschärfen, aber die kann nicht umgesetzt werden
MAZ Oberhavel, 23.10.2025
Hohen Neuendorf.
Es ist ein besonderer Kreisverkehr. Am Beginn der Waldstraße in Hohen Neuendorf treffen beim Kreisel gleich fünf Straßen aufeinander.
Dort trifft die Kaufland-Ausfahrt auf die vom Rathaus und die mit Sporthalle, Sportplatz und gleich zwei Schulen – der Wald-Grundschule und des Marie-Curie-Gymnasiums.
„Morgens um 7 sind hier hunderte Kinder unterwegs“, sagt Marco Zimmermann. Er hat zwei Söhne, und er kennt die Situation, die am Morgen an dem Kreisverkehr vorzufinden ist.
„Hier ist es dann sehr voll“, sagt der Hohen Neuendorfer. Er bringe seine Kinder oft zur Schule, „und ich bin dann schon überfordert von der Verkehrssituation hier“, sagt er.
Er zeigt in Richtung des Kreisels. Je nachdem, von wo die Kinder kommen, müssen sie schon mal zwei oder drei Straßen am Kreisel überqueren. Die meisten Kinder, die mit dem Rad unterwegs sind, würden nicht durch den Kreisel selbst fahren.
„Es gab hier schon öfter Situationen, wo es brenzlig war, das ist hier das tägliche Brot“, sagt Marco Zimmermann. „Es nervt ganz schön, wenn ich hier rüber will“, sagt sein Sohn Batu. „Ich habe vor ein paar Tagen gesehen, wie ein Kind nur ganz knapp nicht angefahren wurde“, erzählt er. Es sei nichts passiert, aber der Reifen vom Fahrrad sei kaputt gewesen.
„Das sind Fast-Situationen“, sagt Marco Zimmermann. Vorgänge, die in keiner Statistik auftauchen. Deshalb fahre er die Kinder auch öfter zur Schule, als er es eigentlich müsse.
Es gehe um zwei Stoßzeiten, einmal zwischen 7.15 und 8 Uhr und einmal am Nachmittag, wenn der Unterricht beendet ist.
Die Forderung der Elternschaft, aber auch der Schulen sei ein Zebrastreifen – auf allen fünf Kreisel-Einmündungen. „Ein Zebrastreifen ist eine Regel, da weiß jeder, was zu tun ist.“ Es würde aus Sicht des Vaters die Situation dort entschärfen.
Marco Zimmermann ist auch Stadtverordneter in Hohen Neuendorf. Er sitzt als Parteiloser für die Fraktion Gerlach/FDP/Tierschutzpartei/BSW/Zimmermann im Gremium.
Auch die Hohen Neuendorfer Stadtverordneten hatten sich für die Zebrastreifen ausgesprochen, der Beschluss ist vom Dezember 2024. Doch passiert ist seitdem nichts – und wird wohl auch nicht.
Wie Marco Zimmermann sagte, habe es seitens des Landkreises aber schon Kontrollen gegeben. „Aber die Behörde sieht keine kritische Gefährdungslage“, sagt er. Damit habe sie keine rechtliche Handhabe, sagt er weiter.
„Es kann doch nicht sein, dass es erst ein totes Kind geben muss, bis was passiert“, so Marco Zimmermann. „Das macht mich wütend, und wir reden hier nur über Zebrastreifen.“
An anderen Kreisverkehren gibt es in der Tat Zebrastreifen – zum Beispiel in Oranienburg an der Sachsenhausener Straße, Ecke Rungestraße. Aber es gibt da einen Unterschied zu dem in Hohen Neuendorf. Tobias Thieme, Sprecher der Landkreisverwaltung, sagte zum dortigen Kreisel am Dienstag: „Der Landkreis hat keine rechtliche Möglichkeit, Zebrastreifen anzuordnen.“
Das hat Gründe: „Der Kreisverkehr und die Standorte der beantragten Fußgängerüberwege liegen innerhalb einer Tempo-30-Zone. Innerhalb solcher Zonen dürfen Fußgängerüberwege nicht angeordnet werden. Einen Ermessensspielraum gibt es dabei nicht.“
Er weist auch darauf hin, dass Tatsachen wie eine Unfallhäufung, die rechtlich eine Ausnahme zulassen würden, nicht vorliegen würden. Damit widerspricht sie Marco Zimmermann in dem Punkt, dass der Landkreis nur deshalb keine Handhabe habe, weil die Behörde keine Gefahr sehe.
Marco Zimmermann wirft der Kreisbehörde auch vor, den Kreisel zu Zeiten beobachtet zu haben, in denen wenig los sei. Dem widerspricht Tobias Thieme. Der Kreisverkehr an der Waldstraße sei an vier Schultagen beobachtet worden, am 26. September 2023, 24. April, 15. Mai und 6. Juni 2025.
„Der Kreisverkehr wurde insbesondere unmittelbar vor Unterrichtsbeginn und bis Unterrichtsende der Wald-Grundschule weit über das erforderliche Maß hinaus beobachtet“, so der Pressesprecher weiter.
„Dabei konnten keine konkreten Vorfälle mit gefährlichen Situationen für Kinder und Beinahe-Unfälle festgestellt werden“, erklärt er. „Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fußgängern oder Radfahrenden sind seit dem 1. Januar 2022 nicht erfasst.“
Er verspricht aber, dass die Straßenverkehrsbehörde den Kreisverkehr auch in Zukunft genau beobachten werde. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zebrastreifen können jedoch nur auf der Bundesebene geändert werden“, ergänzt er.
Für Marco Zimmermann sind das trotzdem Momentaufnahmen. Er sagt: „Man muss den Eltern auch vertrauen, und es ist ja auch selten, dass sich alle hier in Sachen Straßenbau einig sind.“
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