Marion Pforr hat mit dem Wensickendorfer Ortsbeirat eine Petition für die RB27 gestartet – Ab Dezember soll der Zug viel seltener fahren – Am 1. November ist eine Aktion geplant
MAZ Oberhavel, 18.10.2025
Wensickendorf.
Gerade ist die Heidekrautbahn mal wieder ausgefallen. Stattdessen fährt ein spezielles Taxi die Strecke von Wensickendorf über Zühlsdorf nach Basdorf ab. Das ist wohl der Vorführeffekt beim Pressetermin am Wensickendorfer Bahnhof. Nach dem Fahrplanwechsel im Dezember würde gegen Mittag aber nicht mal mehr ein Taxi fahren, weil dann auch fahrplanmäßig kein Zug nach Wensickendorf rollt.
Marion Pforr wohnt seit knapp vier Jahren im östlichen Oranienburger Ortsteil. Die Lehrerin setzt sich dafür ein, dass der Fahrplan der Heidekrautbahn, der RB27, ab Dezember nicht ausgedünnt wird. Sie hat mit zwei Mitstreitern auch eine Petition dazu gestartet.
Was aber ist geplant? Der Fahrplan der Regionalbahn RB27 wird ausgedünnt. Sie wird ab Mitte Dezember zwischen Basdorf, Zühlsdorf und Wensickendorf von Montag bis Freitag statt wie bislang 17-mal am Tag nur noch neunmal am Tag fahren.
Die stündlichen Züge von 9.02 Uhr bis 14.02 Uhr sowie um 20.02 Uhr und 21.02 Uhr fallen weg. Am Wochenende und an Feiertagen wird gar kein Zug mehr auf dem Streckenast fahren. Das heißt: Es waren dann keine Züge mehr nach Schmachtenhagen.
„Der Zug hat auch eine Bedeutung für Schüler“, sagt Marion Pforr. „Sie fahren nach Zühlsdorf und nehmen da den Bus zur Schule in Mühlenbeck. Wenn die Taktung heruntergesetzt wird, kommen sie bei einem Stundenausfall nicht früher nach Hause.“
Auch die Caravanserei in Schmachtenhagen sei betroffen. „Jetzt, wo sie eröffnet ist. Sie werben mit Wohnmobilstellplätzen.“ Berlin als Ausflugsziel sei da von großer Bedeutung. Das sei zumindest am Wochenende mit dem Zug erreichbar, aber dann nicht mehr möglich.
Für Marion Pforr ist die Ausdünnung des Fahrplans unlogisch. „Wir wollen den Öffentlichen Personennahverkehr fördern und einen weiteren Ausbau. Wir machen aber genau das Gegenteil.“ Von den Vorhaben der Landespolitik, die RB27 auszubremsen, habe sie aus der Presse erfahren. Schnell wurde es Thema in der Dorfgruppe auf WhatsApp. „Wir stehen hier in regem Austausch.“
Mit den anderen Mitgliedern im Wensickendorfer Ortsbeirat wurde beraten. Marion Pforr sitzt für die CDU im Gremium und ist auch stellvertretende Ortsvorsteherin. Sie war es dann auch, die sich um den Start der Petition gekümmert hat.
Aber wie startet man eine Petition? Das geht heutzutage ganz einfach. Marion Pforr nutzte die Seite openpetition.de. „Man muss angeben, worum es geht und wofür man unterschreiben soll“, erklärt die 46-Jährige. Auch müssten Kontaktdaten hinterlegt werden. In diesem Fall startete sie die Petition in ihrem eigenen Namen, gemeinsam mit Ortsvorsteher Daniel Langhoff und der CDU-Landtagsabgeordneten Nicole Walter-Mundt.
Ist die Petition gestartet, gehe es darum, sie auch zu verbreiten. „Man kann auch eine Frist festlegen, wie lange Unterschriften gesammelt werden sollen.“ Allerdings sei es auch möglich, sie später noch zu verlängern.Bis Donnerstagnachmittag kamen 2928 Unterschriften zusammen. Als erstes Ziel waren 1000 Unterschriften angegeben worden – das ist schon weit übertroffen worden.
„Wir brauchen so viel Druck wie möglich, deshalb sammeln wir noch eine Weile“, sagt Marion Pforr. Voraussichtlich Ende November sollen die Unterschriften übergeben werden – ob es dazu einen Termin im Landtag gibt, ist noch offen.
Erst seit 2024 sitzt Marion Pforr im Wensickendorfer Ortsbeirat, und erst seit gut vier Wochen ist sie stellvertretende Ortsvorsteherin. Sie kümmert sich um die Social-Media-Aktivitäten im Dorf.
So gibt es eine Facebook-Gruppe „Leben in Wensickendorf“ und auch die schon erwähnte WhatsApp-Gruppe. Auf wensickendorf.com gibt es Infos vom Ortsbeirat, Termine und Berichte. Auch darum kümmert sie sich.
Vor knapp vier Jahren ist Marion Pforr von Lehnitz nach Wensickendorf gezogen. Sie arbeitet als Biologie- und Geografie-Lehrerin am Gymnasium in Wandlitz.
„Lehnitz profitiert mehr von der S-Bahn-Anbindung“, sagt sie. In Wensickendorf fehle es an Infrastruktur. „Wir haben keinen Arzt und keinen Supermarkt, aber wir sind halt auch ein kleiner Ort.“
Ein echter Gewinn sei jedoch die Busverbindung von Bernau nach Oranienburg, sagt sie. „Der bringt wirklich viel.“ Sie könne dadurch beispielsweise mit ihren Schülern von Wandlitz nach Oranienburg fahren. So seien schon Klassenausflüge möglich gewesen.
Auch habe die Siedlung am Rahmer See, die auch zu Wensickendorf gehört, erstmals einen Busanschluss bekommen.
Wie Ortsvorsteher Daniel Langhoff mitteilte, werde es am Sonnabend, 1. November, eine Aktion rund um die Heidekrautbahn geben. Um 10.10 Uhr fährt an diesem Tag ein Zug von Basdorf über Zühlsdorf und Wensickendorf nach Schmachtenhagen.
Dort sind während des Aufenthaltes der Regionalbahn einige Statements während einer Kundgebung geplant, wie Marion Pforr sagt.
Sie selbst fährt eher selten mit der Bahn. Da sie von Wensickendorf nach Wandlitz zur Arbeit fährt, nutzt sie das Auto. Mit dem Zug müsste sie einen Umweg über Basdorf nehmen. „Aber es sind eben die Schulkinder und die Senioren, die zum Arzt wollen, die den Zug brauchen.“ Sie und ihre Kollegen vom Ortsbeirat – auch aus den anderen betroffenen Orten – hoffen auf mehr Aufmerksamkeit.
Am Ende des Pressetermins rollt dann übrigens doch noch ein Zug in Wensickendorf ein. Als sich die Türen öffnen, steigen auch ein paar Pendler aus.
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