Kritik an RE6-Aus

Auch Rüthnicker und Herzberger nutzen den Bahnhof, um nach Berlin zu pendeln – sie müssen dann nach Kremmen ausweichen

MAZ Ostprignitz-Ruppin, 10.3.2025

Sommerfeld/Amt Lindow
Wer in Rüthnick oder Herzberg lebt, muss ein wenig weiter fahren, um einen Bahnanschluss nach Berlin zu bekommen. In Herzberg gibt es zwar einen Bahnhof, dort fährt aber nur eine Regionalbahn nach Löwenberg oder Rheinsberg. Und auch die fährt bis Ende Juni gar nicht.

Nächster Bahnhof: Beetz-Sommerfeld. Im Kremmener Ortsteil hält der Regionalexpress RE6. Von dort geht es weiter bis Berlin-Charlottenburg – wenn nicht gerade wieder Schienenersatzverkehr ist. „Es sind etliche, die dort hinfahren“, sagt zum Beispiel Michaela Wolff, die Bürgermeisterin von Herzberg im Amt Lindow. „In Beetz können die Leute auf dem Parkplatz parken und dann weiter nach Berlin fahren“, erzählt sie. Doch das könnte sich bald ändern. Denn die Strecke zwischen Neuruppin und Velten wird saniert. Nach der ersten Streckensperrung ab August 2025 soll 2026 oder 2027 eine weitere längere Sperrung erfolgen.
Dann sollen auf der Strecke, zum Beispiel bei Kremmen, Begegnungsgleise gelegt werden. Die Bahnsteige werden verlängert, Kremmen bekommt einen zusätzlichen Bahnsteig. Ziel ist es, dass nach der Sanierung und Erweiterung der Strecke zwei Züge pro Stunde zwischen Kremmen und Neuruppin unterwegs sind. Die Regionalbahn RB55 wird dann von Kremmen bis nach Neuruppin verlängert, sodass dann abwechselnd der RE6 und die RB55 auf der Strecke unterwegs sind.
Nachteil für den Bahnhof Beetz-Sommerfeld: Nach der Sanierung hält dann dort nur noch die Regionalbahn, nicht mehr der Regionalexpress. Damit verliert die Station dann den direkten Anschluss nach Berlin. Die Fahrtzeit bis Hennigsdorf verlängert sich, weil der Zug an allen Haltepunkten in Oberkrämer stoppt.
Dagegen regt sich Protest – vor allem in der Sommerfelder Sana-Klinik will man diese Verschlechterung des Angebotes am Haltepunkt Beetz-Sommerfeld nicht hinnehmen.

Auch aus dem Fehrbelliner Ortsteil Wall gab es bereits Kritik. Dass auch Menschen aus Rüthnick oder Herzberg den RE6 ab Beetz-Sommerfeld nutzen, haben viele nicht auf dem Schirm.
Betroffen ist beispielsweise Vivian Böllersen von der Walnuss-Meisterei in Herzberg. Für sie sind die Bahnanschlüsse in der Gegend sehr wichtig. „Wenn wir nach Hennigsdorf wollen, dann fahren wir lieber nach Wustrau-Radensleben“, erzählt sie. Problem: Dort hält der Regionalexpress nur alle zwei Stunden. „Deshalb fahren wir dann meist nach Beetz-Sommerfeld“, so Vivian Böllersen weiter. Ob sie mit dem Regionalexpress über Hennigsdorf hinaus weiterfährt, hänge davon ab, in welchen Berliner Stadtteil sie will. „Wenn ich zum Beispiel nach Spandau will, dann bleibe ich in Hennigsdorf im Regionalexpress sitzen. Will ich aber in den Norden, steige ich in Hennigsdorf in die S-Bahn um – wenn dort der Anschluss klappt“, schränkt sie ein.
Wenn man ernsthaft mit der Bahn pendeln wolle und das Ziel Herzberg habe, „dann ist das richtig aufwändig“, sagt Vivian Böllersen. „Es gibt einige Pendler, die arbeiten hier jeden Tag.“ Da spiele der Haltepunkt Beetz-Sommerfeld eine große Rolle. Dass sich hinsichtlich des Angebotes dort etwas ändere, hatte sie so noch gar nicht mitbekommen, sagte sie. Das bedeute dann noch längere Wege.

„Wir werden uns dann wohl auf Kremmen konzentrieren“, sagt Detlef Maaß aus Rüthnick vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Immerhin gibt es einen sehr schönen Radweg nach Sommerfeld“, sagt er. Allerdings keinen von Rüthnick nach Beetz. Auch er kritisiert die Pläne der Bahn. „Da fragt man sich ja dann immer: Ist das jetzt die richtige Bahn oder nicht?“ Darauf habe er keine Lust.

Die Bahn selbst begründet die Neustrukturierung von Regionalbahn und -express damit, dass nach der Sanierung der RE6 schneller von Neuruppin nach Berlin rollen soll – mit dem Wegfall der kleinen Zwischenhalte werde Zeit gespart.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert