Am Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasium spielt der Kurs Darstellendes Spiel der 12. Klasse das Stück „God’s most wanted – von Göttern gesucht“ – die Vorlage dafür stammt von Bertold Brecht
MAZ Oberhavel, 27.2.2023
Oranienburg.
Was macht einen Menschen eigentlich zu einem guten Menschen? Diese Frage war am jetzt durchaus relevant – denn die Götter waren in der Stadt. Sie suchen nach genau diesem guten Menschen.
Zu sehen war das am Donnerstag- und Freitagabend auf der Bühne des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums. Der Kurs Darstellendes Spiel (DS) der 12. Klasse zeigte unter der Leitung von DS-Lehrer Christian Scholz sein Stück „God’s most wanted – von Göttern gesucht“.
Die drei Götter (Fiona Kenny, Leni-Marie Bluhm, Merle Wildemann) kommen im bescheidenen Haus von Shen Te (Lilly Grigoschat) unter. Es ist ein bescheidenes Heim, aber die Hausbesitzerin hat keinen Moment gezögert. Ist sie ein guter Mensch? Denn, und die Engel stellen das mit gemischten Gefühlen fest, Shen Te sei eine Prostituierte, so munkeln alle. Sie eröffnet einen Laden, schuldet aber der Vermieterin noch Geld, und sie schuldet auch Heiner Schreiner (Pia Bergner), der ihr ein neues Regal bringt, noch Geld. Der Familie ohne Geld überlässt sie dennoch einen Teil ihres Hauses. Sie hat Schulden ohne Ende – und die Schulden wachsen ihr über den Kopf. Und dann kommt auch noch der Barbier (Felix Tietze) vorbei und macht ihr, nun ja, Avancen. Sie kann einfach nicht mehr – und plötzlich ist sie weg, und ihr Vetter Shui Ta (Amelie Klugmann) steht im Laden. Und hat keine Lust, irgendwem Geld zu geben oder den armen Menschen ein Heim zu bieten – dafür spart er Geld, kann eine Fabrik eröffnen und den Leuten einen Job anbieten. Unsympathisch – aber dennoch ein guter Mensch? Eine schwierige Frage. Sind Geld und wirtschaftliches Handeln alles?
Es sind spannende Fragen, die die Jugendlichen in ihrem Theaterstück aufwerfen. Es basiert auf Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“. Anfangs sei die Theatergruppe von der Idee ihres Lehrers „nicht überzeugt“ gewesen, wie Darsteller Felix Tietze am Freitagabend im Anschluss an die Aufführung erzählte. Doch diese Skepsis sei bald überwunden worden. Im vergangenen Jahr hat die Gruppe die Szenen erarbeitet. Dabei hatte nur der Epilog einen festen Text – alles andere war textlich improvisiert, nur der grobe Szenen- und Handlungsablauf habe festgestanden, so Felix Tietze.
Deshalb seien die beiden Aufführungen am Donnerstag und Freitag auch durchaus unterschiedlich gewesen. „Nicht inhaltlich, aber am Donnerstag waren wir sehr aufgeregt, jetzt waren wir sicherer“, so der Zwölftklässler.
„Die Anspannung fällt jetzt erst langsam“, so DS-Lehrer Christian Scholz am Freitagabend nach Ende des Stückes. Er beobachtete alles vom Mischpult aus, startete auch die Musiken innerhalb des Stücks. „Wenn es gut läuft, gibt es richtig coole Momente, zum Beispiel wenn auf der Bühne Sachen passieren, die nicht geplant waren.“
Mit dem gut 70-minütigen Stück haben die Jugendlichen für viel Spaß gesorgt. Mit so manchem launigen Szeneneinfall kam keine Langeweile auf, und die Frage, was einen guten Menschen ausmacht, wird sicherlich einige Leute noch länger beschäftigen.
Aber wie ist es, auf der Bühne zu spielen? „Ja, das ist auf jeden Fall aufregend“, sagte Felix Tietze. „Aber auch belohnend.“ Seine beiden Brüder haben auch schon auf der Theaterbühne des Gymnasiums gestanden. „Ich habe mir immer vorgenommen, das auch zu machen.“ Nach der zweiten Aufführung des Stücks sollte dann noch ein bisschen gefeiert werden.
Christian Scholz will zwar noch nicht verraten, was im nächsten Jahr gespielt wird. Aber „wir beschäftigen uns dann mit einem klassischen Stoff.“ Wie genau die Umsetzung sei, stehe jetzt aber noch nicht fest.
Wenn die Götter den guten Mensch suchen
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