Trauer um Wolfgang Nitsch

Er war der erste Schulleiter des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums – Nitsch wurde 83 Jahre alt – Gabriele Schiebe und Daniel Langhoff würdigen ihn

MAZ Oberhavel, 18.6.2025

Oranienburg.
Er war der Gründungsdirektor des Oranienburger Louise-Henriette-Gymnasiums. Wolfgang Nitsch war 1994 der erste Schulleiter der Einrichtung an der Kurt-Schumacher-Straße. Wie jetzt bekannt wurde, ist er am 24. Mai 2025 im Alter von 83 Jahren gestorben. Das teilte seine Frau Monika über eine Traueranzeige mit.

37 Jahre lang war Wolfgang Nitsch Lehrer, wie er mal in einem Gespräch mit der MAZ erzählte. „Ich war auch lieber Lehrer als Schulleiter. Ich bin auch nur zufällig Schulleiter geworden, denn ich hatte mich eigentlich nur als Lehrer am LHG beworben“, erinnerte er sich 2003. „Ich habe damals gehört, dass dieses Schulgebäude wieder ausgebaut werden soll. Dann wurde mir gesagt, ich möge mich als Schulleiter bewerben.“
1994 wurde das Louise-Henriette-Gymnasium eröffnet – zunächst unter dem Namen „Neues Gymnasium Oranienburg“. „Ich war drei Jahre nur amtierender Schulleiter. Das war unerträglich. Wenn man nur amtiert, dann kann man keine Weichen stellen. Das war sehr schwer für mich“, so Wolfgang Nitsch im MAZ-Interview.

Gabriele Schiebe wechselte als Lehrerin 1994 ebenfalls an die neue Schule. Sie erinnert sich an die erste Begegnung mit ihrem damaligen neuen Chef. „Das war noch nicht in der Schule, sondern im Luisenhof“, erzählte sie. „Da hat er sich uns freundlich vorgestellt.“
Das zweite Zusammentreffen war dann in der Schule, die im Sommer vor der Eröffnung am 22. August 1994 aber noch eine Baustelle war. „Es gab noch keine Toiletten, es war alles sehr rustikal. Als wir mit dem Schulbetrieb angefangen haben, waren die Bauzäune gerade mal weg.“ Sie erinnert sich an Wolfgang Nitsch als einen „sehr gütigen, freundlichen Menschen. Er war sehr emphatisch. Er hat sich immer Zeit genommen für die Lehrer und Schüler.“

Das sagt auch Daniel Langhoff. Der Finanzwirt und Kreistagsabgeordnete aus Wensickendorf wechselte 1994 ebenfalls an das LHG und machte dort 1998 sein Abitur.
„Er war ein feiner Mensch“, sagt er. „Das trifft es wirklich. Ich habe ihn überhaupt nur einmal wütend erlebt.“ Das sei die Zeit gewesen, bei der immer wieder Neonazis am Gelände auftauchten. „Da habe ich erlebt, wie er jemanden angebrüllt und vertrieben hat.“ Das sei eine Situation gewesen, „wo er wirklich diese Schule wie sein Haus und Hof verteidigt hat“.
Er sei ein weicher Mann gewesen, dem man aber immer respektvoll gegenübergetreten sei. „Weil du denkst, ich habe kein Recht, ihm weh zu tun.“ Wolfgang Nitsch habe Leute miteinander verbunden und mitgenommen.

„Er war ständig und gefühlt bei uns, und man hat sich gefragt: Wann hat er eigentlich gearbeitet?“ Das hat er aber tatsächlich, wie Gabriele Schiebe sich erinnert. „Er war sehr fleißig, akribisch und ordentlich. Er hatte eine Kette, da waren alle Schlüssel von der Schule dran.“ Sein eigener Raum stand dabei immer offen. „Man konnte aus dem Flur direkt in sein Zimmer gehen.“ Das sei nach seinem Weggang nicht mehr so gewesen.
Allerdings sei die Schule danach zahlenmäßig auch weiter gewachsen. „Früher, mit 400 Schülern, funktionierte das noch, aber nicht mehr mit 800 Schülern“, sagt Gabriele Schiebe.

Er selbst sagte dazu 2003 im MAZ-Interview: „Meine Vorstellung war: In einer großen Schule muss es immer einen Ansprechpartner für die Schüler geben. Wir haben ein offenes Sekretariat.“ Zuletzt war Wolfgang Nitsch am 9. Oktober 2024 zu Gast am Louise-Henriette-Gymnasium. Er kam zur Jubiläumsfeier zu 30 Jahren LHG und plauderte im Interview auf der Bühne über seine Zeit als Schulleiter. „Da war ich begeistert“, sagt Daniel Langhoff. „Er sah sehr gut aus und war wirklich beisammen.“ Er sei auch immer interessiert gewesen, was seine ehemaligen Schüler jetzt so machen.

Zudem sei er ein Hundeliebhaber gewesen, erinnert sich Gabriele Schiebe. „Er hatte sogar Krawatten, auf denen Hunde drauf waren, so richtig bunt.“ Er selbst erzählte, dass er Literaturfreund gewesen sei, er liebte filmische Adaptionen literarischer Werke. Auch war er Hobby-Historiker. Sein Keller sei voll mit Gesammeltem, verriet er im damaligen Interview mit der MAZ. Nun ist er es selbst, der in die lokale Historie eingeht.

Am Donnerstag, 19. Juni, wird er um 14 Uhr auf dem Friedhof in Vehlefanz beigesetzt. Am Abend soll beim Sommerkonzert des Gymnasiums an ihn erinnert werden.


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