Im Rahmen meiner Serie „Mittagessen in Oberhavel“ besuche ich seit einiger Zeit Orte, an denen es preiswerte Speisen zum Mittag gibt, Bislang waren das fast ausschließlich Bistros, Gaststätten oder Kantinen mit vor Ort zubereiteter Hausmannskost.
Ich bin überrascht, wie viele solcher Orte es dann doch gibt. Auch weil es ja immer wieder heißt, dass die deutsche Küche in der Gastronomie aussterbe. Das ist überhaupt nicht so – wer zum Mittag preiswert gut essen will, findet diverse Orte dafür.
Es waren aber auch schon sehr skurrile Orte, an denen ich da schon war.
Zum Beispiel in Löwenberg. Auf der Suche nach solchen Mittagessen-Orten entdeckte ich eines Tages eine Werbetafel, die auf einen Mittagstisch hinwies, aber nur von 11.30 bis 13 Uhr.
Allerdings stand nirgendwo, wo das sein soll. Aber direkt daneben befindet sich ein Gebäude, das jedoch ziemlich, nun ja, verlassen aussieht. Eine etwas bröckelige Treppe und ein Eingangsbereich, der von außen so sieht, als würde er ins Nichts führen.
Ich lief zur Treppe, die zum Eingang führt, lief hoch. Es war geschlossen, aber offenbar befindet sich in dem Haus wirklich eine Lokalität.
Ich fuhr an einem anderen Tag noch mal hin. Und diesmal war nicht geschlossen.
Es war ein wenig wie eine Expedition ins Unbekannte. Ich stand erst mal in einem dunklen Flur. Dafür, dass es hier einen Mittagstisch geben soll, wirkt es irgendwie düster, und kein Schild sagt mir, wo ich hin soll.
Außer dass von einer Seite Stimmen kommen. Ich laufe also durch diese Tür.
Und tatsächlich stehe ich nun in einem Flur, von dem rechts eine Küche abgeht. Links ist ein Essensraum. Ich laufe ein paar Schritte, da kommt rechts ein Fenster, an dem man bestellen kann.
Dort arbeiteten eine Frau und ein Mann. Rechts vom Fenster stand, was es zu essen gab. Und zwar das Jägerschnitzel – natürlich in der Ost-Variante mit Jagdwurst, dazu Nudeln. Die Frau war sehr freundlich, und hinter mir kamen gleich noch weitere Kunden.
Der Essensraum wirkt wie eine alte Gaststätte in den 60ern oder 70ern. Wie in einer alten FDGB-Gaststätte. DDR-Stühle, DDR-Tische. Als ich in diesem Raum saß, hatte ich diverse Kindheitsflashs, weil mich hier so vieles an damals erinnerte.
Es war unfassbar ostig – was in dem Fall einfach nur total spannend und auch rührend war, weil es am Ende auch sehr viel mit mir zu tun hat, dass ich das auch als meine eigene Geschichte und Sozialisation wiedererkannte, obwohl ich ja als Kind nie hier war.
Tatsächlich ist das Gebäude auch schon sehr alt, früher war da wohl auch mal eine Kita drin – also sehr viel früher.
Nie hätte ich gedacht, dass sich in dem leerwirkenden Gebäude so ein Kleinod befindet. Das Essen war recht gut, und für den kleinen Preis – 5,50 Euro – wurde man echt satt.
Ich verabredete mich gleich mal mit den Leuten vor Ort, um beim nächsten Mal einen Beitrag für die Mittagessen-Serie daraus machen zu können.
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