CDU will Tempo 30-Regel am Hospiz überprüfen lassen

Schilder auf der B273 in Oranienburg – Einrichtungsleiterin begründet, warum die niedrige Geschwindigkeit auf der Germendorfer Allee an dieser Stelle gerechtfertigt ist

MAZ Oberhavel, 17.4.2025

Oranienburg.
Wer auf der B273, der Germendorfer Allee in Oranienburg, unterwegs ist, der muss in Höhe des Oberhavel-Hospizes abbremsen. Von 8 bis 20 Uhr gilt rund um das Gelände Tempo 30. Die Begründung wird auf einem Schild gleich mitgeliefert: Tempo 30 gelte wegen eines Seniorenheimes. Für viele irritierend: In einem Hospiz, einer Einrichtung, in der todkranke Menschen beim Sterben begleitet werden, befinden sich nicht nur Senioren. Es stellt sich die Frage, ob das Zusatzzeichen für den Tempo-30-Bereich das richtige ist.

Mandy Oys, die Sprecherin der Kreisverwaltung erklärt dazu: „Ein Zusatzschild ,Hospiz‘ existiert in der deutschen Straßenverkehrsordnung nicht.“ Das Zusatzzeichen „Altenheim“ werde laut Bundesministerium für Verkehr immer dann erklärend benutzt, wenn die Geschwindigkeit vor Einrichtungen, in denen Menschen von Pflegefachkräften betreut werden, begrenzt werde. „Das können neben Seniorenheimen beispielsweise auch Tagespflegeeinrichtungen oder ein Hospiz wie an der Germendorfer Allee sein“, so Mandy Oys. „Hier kommt es darauf an, dass Menschen, die aufgrund ihres Allgemeinzustandes besonders gefährdet sind, geschützt werden.“

Allerdings ist der Fußgängerverkehr aus oder zum Hospiz-Gelände eher spärlich. Oder doch nicht? Wie notwendig ist diese Tempo-30-Regelung auf der B273 also? „Wir waren sehr erleichtert, als wir im April letzten Jahres erfuhren, dass die Geschwindigkeitsreduzierung vor dem Hospiz ‚Lebenklänge‘ auf 30 km/h genehmigt wurde“, sagt Einrichtungsleiterin Beatrice Marzahn.
„Einer unserer langjährigen Ehrenamtlichen hatte sich dafür eingesetzt, und wir waren sehr dankbar. Wir sind eine offene Einrichtung, und das Ziel unserer Arbeit ist es, den Tagen so viel Leben wie möglich zu geben“, erklärt sie weiter. „Wir bieten zahlreiche Veranstaltungen über das Jahr an, die Angehörigen unserer Gäste gehen ein und aus, und nicht wenigen unserer Gäste ist es möglich, in Begleitung ihrer Angehörigen oder der Ehrenamtlichen das Hospiz für einen kurzen Spaziergang zu verlassen.“
Oft werde auch die Gaststätte auf der anderen Straßenseite für eine kleine Familienfeier angesteuert, weiß sie. „Die Germendorfer Allee ist stark befahren und das Überqueren der Straße mit Rollatoren und Rollstühlen nicht ohne Weiteres möglich.“ Für das Hospiz hatte die Einrichtung der Tempo-30-Zone eine Erleichterung gebracht. „Und nicht zu vergessen die Lärmbelastung“, so Beatrice Marzahn weiter. „Durch den langsamer vorbeifahrenden Verkehr ist diese auch deutlich weniger geworden.“

In einer Stadtverordnetenversammlung im März hatte Christian Howe (CDU) dennoch angedeutet, dass der Tempo-30-Bereich in Eden nicht in Stein gemeißelt sei. Aus Sicht seiner Fraktion gebe es keine Notwendigkeit, flächendeckend Tempo 30 einzuführen.
„Es gibt ja auch die Möglichkeit, Tempo 30 wieder rückgängig zu machen“, hatte er gesagt. Es gehe um Bereiche, wo aus seiner Sicht Tempo 30 dazu diene, „Autofahrer abzukassieren“ – zum Beispiel auf der B273 in Eden. Darauf nochmals angesprochen, antwortete Christian Howe auf eine Anfrage der MAZ. „Die CDU-Fraktion ist grundsätzlich dafür, dass innerstädtisch auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 50 als Regelgeschwindigkeit gilt.“
In den Bereichen vor Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen sollte aus Sicht der CDU „abweichend davon Tempo 30 angeordnet werden können, da hier besonders schwächere Verkehrsteilnehmer unterwegs sind, die vielleicht nicht mehr ganz so aufmerksam im Straßenverkehr sind“. Die CDU wollen aber auch prüfen, „ob an bestehenden Stellen die Anordnung tatsächlich gerechtfertigt sind oder ob auch Tempo 30 im Einzelfall zurückgenommen werden kann“, so Christian Howe. „Richtig ist, dass die Anordnung von Tempo 30 vor dem Hospiz – mit der Kennzeichnung ‚Seniorenheim‘ – in der Germendorfer Allee für uns als Stadtvertretung vor etwa einem Jahr durchaus überraschend kam. Deshalb prüfen wir, ob diese Anordnung auch gerechtfertigt ist.“ Er ergänzt: „Denn bisher ist die Stelle vor allem damit aufgefallen, dass Autofahrer durch Blitzer ‚abkassiert‘ werden, jedoch nicht, dass schwächere Verkehrsteilnehmer hier besonders geschützt werden müssten. Wir lassen uns aber gerne vom Gegenteil überzeugen.“

Unumstritten war die Einrichtung des Tempo-30-Bereiches in Eden offenbar nicht. „Im Rahmen des üblichen Anhörungsverfahrens hat die Stadtverwaltung auf die nahe gelegene Querungshilfe verwiesen“, erklärt dazu Eike-Kristin Fehlauer, die Sprecherin der Oranienburger Verwaltung. „Gleichwohl hat der Landkreis dem Antrag zugestimmt und wie gewünscht Tempo 30 angeordnet.“
Es könnte in Oranienburg zudem bald weitere Tempo-30-Bereiche oder Lückenschlüsse geben. „Vor dem Hintergrund der geänderten Straßenverkehrsordnung gab es kürzlich seitens der Straßenverkehrsbehörde die Aufforderung an die Stadtverwaltung weitere in Betracht kommende Tempo 30-Zonen zu melden. Dem sind wir nachgekommen“, so Eike-Kristin Fehlauer.


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  1. […] die Tempo-30-Diskussion rund um das Oranienburger Hospiz bringen wir noch mal zur Sprache. Das und mehr in KeineWochenShow #407 auf Youtube – immer […]

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