Hast du auch die Sektkorken knallen hören? Wenn man sich die Leserbriefe durchliest, die die Chefärzte, das Ausbilderteam und die Mitarbeitenden aus der Pflege in den vergangenen Wochen an die MAZ und andere Medien geschickt haben, dann könnte der Eindruck entstehen, es herrsche Jubel über das Hennigsdorfer Klinik-Aus.
Es herrscht Aufregung in Hennigsdorf und den Orten drumherum. Innerhalb der nächsten Jahre soll die Klinik – in der ich einst geboren worden bin – geschlossen werden, und stattdessen soll der Klinik-Standort in Oranienburg erheblich erweitert werden. In Hennigsdorf soll es dann nur noch eine Art Poliklinik geben.
Nach der ersten Pressekonferenz und dem Schock über die Meldung, baute sich eine Welle der Kritik auf.
Dann aber begann die PR der Klinik zu arbeiten. Erklärungen, Erläuterungen und eine ganze Reihe von Leserbriefen aus dem Kreis der Angestellten.
In diversen Leserbriefen an die Presse schrieben die Chefärzte, die Lehrenden, Pflegekräfte und weitere, dass das Aus richtig sei und erklären Hintergründe.
Die Einigkeit, die scheinbar im Haus ausnahmslos darüber herrscht, dass das Aus gut sei, ist bemerkenswert. Immer wird darauf hingewiesen, dass man im Namen aller spreche.
Und ganz allgemein gibt es in vielen dieser Stellungnahmen einen Aspekt, der oft ausgeblendet wird: Kaum jemand schreibt in diesen Leserbriefen über die Menschen in Hennigsdorf.
Immer wird über die eigenen Vorteile geschrieben, wie gut es für die Angestellten sei, was für sie besser laufen werde.
Es heißt immer wieder, dass es zukunftssichernd sei, sich auf den Oranienburger Klinik-Standort zu konzentrieren. Aber dennoch: Natürlich gibt es für die Hennigsdorfer und das Umland große Nachteile. Sie werden länger in die nächste Klinik brauchen. Das ist auch eine psychologische Komponente. Diese gilt es zu beachten und zu würdigen.
Oft besteht dagegen der Eindruck, dass dem Team der Klinik bei der Argumentation für das Hennigsdorfer Klinik-Aus die Hennigsdorfer Menschen egal sind. Stattdessen quasi immer nur: Ich. ich und ich.
So hieß es im Leserbrief des Chefärzte-Teams: „Zu unserem großen Erstaunen gibt es viele kritische Stimmen zur Ankündigung …“
Eigentlich eine Unverschämtheit: Dass es Chefärzte erstaunt, dass in Hennigsdorf kein Jubel ausbricht, weil man ihnen ihr Krankenhaus wegnimmt, wirkt ganz schön weltfremd und schlicht arrogant.
Selbst wenn es richtig und wirtschaftlich ist, die Standorte „neu zu sortieren“: Dass den Hennigsdorfern das nicht passt, kann und darf niemanden wundern. Am 30. März wollen die Leute dort eine Menschenkette bilden.
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