Ich gehe wirklich sehr oft ins Kino – und dennoch gibt es in Berlin Kinos, in denen ich noch nie war. Was weniger an den Kinos an sich liegt, sondern daran, dass man ja gewisse Stammkinos hat, zu denen man in der Regel fährt.
Neulich war ich allererste Mal in den Tilsiter Lichtspielen in Friedrichshain. Denn dort lief ein Film, der fast nirgendwo anders zu sehen war: „Jenseits der blauen Grenze“.
Ein interessanter und skurriler Ort. Denn zunächst mal ist das Kino eine Kneipe. Man kann drinnen sitzen oder auch vor dem Kino. Es riecht drinnen nach kaltem Zigarettenrauch, ein bisschen muffig, aber auch urig. Wir kaufen unsere Tickets und sitzen uns nach draußen, um zu warten.
Zwischendurch muss ich aufs Klo. Ich öffne die Tür, die ein bisschen sperrig ist und sich auch nicht wieder schließen lässt, und bin ein bisschen sprachlos. Jede, aber auch wirklich jede Kachel ist beklebt und/oder besprüh. Wie in so einer alten Pinte, in der seit den 60ern nicht mehr viel gemacht worden ist. Alles ziemlich runtergekommen. Ich überlege, ob das irgendwie charmant ist. Ich finde es aber eigentlich eher grenzwertig.
Glücklicherweise muss ich kein großes Geschäft machen, ich stelle mich ans Pinkelbecken und drehe mich so, dass man mir von der Kneipe aus nicht zusehen kann. Als ich spüle, hat nur ein halber Millimeter gefehlt, dass das Wasser über das Minibecken überläuft.
Wir sitzen unterdessen draußen und warten, dass es losgeht. Unser Film läuft im kleinen Saal. Das Skurrile: Der befindet sich nicht am eigentlichen Ort, sondern wir werden von einem Mitarbeiter begleitet. Wir laufen den Fußweg entlang, rechts von der Kneipe weg, zu einer Nebentür. Er öffnet sie, und direkt dahinter befindet sich ein Raum mit drei Stuhlreihen und einer Kleinwand. Davor stehen zwei Lautsprecher. Ein bisschen wie ein Clubraum.
Wir sind insgesamt zu dritt als der Film anfängt. Irgendwie ist es okay so, wie es ist. Andererseits ist dieses Ambiente letztlich ein Argument, warum viele nicht mehr ins Kino gehen, weil so eine richtige Kino-Atmosphäre bietet der Raum nicht. Da sitze ich bei einem Kumpel, der eine ebenso große Leinwand und besseren Sound und natürlich ein gemütlicheres Sofa hat, viel besser.
Was nichts daran ändert, dass das Kino ein Stück Subkultur in Berlin ist, die man letztlich doch erhalten sollte – auch wenn man mal ein bisschen Geld reinstecken müsste…
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