Es war mir ein Bedürfnis, zur Beerdigung von Reiner Tietz nach Sommerfeld zu fahren. Er ist kürzlich im Alter von 85 Jahren gestorben. Er war bis kurz vor seinem Tod Stadtverordneter in Kremmen, und er engagierte sich gegen Rassismus.
Mit Reiner Tietz Gespräche zu führen, war immer sehr interessant. Er war immer kompetent in dem, was er zu sagen hatte. Er dachte nach, er hatte oft kluge Dinge zu sagen, und er war es oft, der versuchte, Streits zu schlichten.
Und immer war da dieses leicht verschmitzte Lächeln. Trotz alldem ist er immer bescheiden geblieben. Nur manchmal ein bisschen störrisch, wenn es mal nicht so gelaufen ist, wie er es wollte.
Bescheiden aber blieb er bis nach seinem Tod. Auf seiner Beerdigung sollten nicht viele Worte fallen, und sie fielen auch nicht.
Ich kam fünf Minuten zu spät, und als ich vor der Kapelle ankam, wurde gerade ein klassisches Stück gespielt. Und irgendwie hörte es auch nicht mehr auf.
So standen wir also da und lauschten der Musik. Ebbte sie ab, dachte wir, es ist vorbei, dann aber war doch noch nicht Schluss.
Ich musste ein bisschen lachen, weil ich mir vorstellte, wie reiner Tietz uns jetzt von irgendwo beobachtet und sich freut, dass wir jetzt dastehen und 15 Minuten Klassik hören. Und dabei wieder dieses verschmitzte Lächeln hat.
Wirklich, gute 15 Minuten dauerte das Stück, und vermutlich länger, weil ich ja den Anfang verpasst habe. Es gab nur noch eine kurze Ansage, und dann wurde die Urne rausgebracht – zu einem Arbeiterlied, gesungen von einem Chor. Auch vom Band. Es wehte ein sozialistischer Hauch. Und wieder schmunzelte ich.
reiner Tietz wurde auf einer anonymen Grabstelle beerdigt. Zu viel Aufmerksamkeit wollte er nach seinem Tod dann wohl auch nicht.
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