Interview -> 10.9.2024
Sebastian Busse spricht über die Wahl am 22. September, die Familie und die Momente, in denen er auch mal abschalten kann
MAZ Oberhavel, 10.9.2024
Kremmen.
Siebeneinhalb Jahre. Die Zeit ist schnell vergangen. So lange ist Sebastian Busse (CDU) nun Bürgermeister in Kremmen. Hat ihn das Amt verändert?
Der 44-Jährige überlegt. „Bevor ich Bürgermeister geworden bin, hieß es: Wir werden dich ja beim Fußball dann nicht mehr sehen. Aber ich dachte: Ich bin doch immer noch derselbe Mensch. Ich habe einen Charakter, der wird sich nicht verändern.“ Dass man ihn beim FC Kremmen nicht mehr sieht – das kann wohl keiner behaupten. „Ich bin reifer geworden“, sagt er über die vergangenen siebeneinhalb Jahre. „Und älter, ein paar graue Haare habe ich schon.“ Er versuche, erst mal runterzuschlucken und nicht gleich an die Decke zu gehen, wenn ein Problem auftauche, sagt er. Sebastian Busse ist in Kremmen ziemlich präsent. „Ich bin fleißig“, sagt er über sich selbst. „Bis Ende letzten Jahres habe ich kein Zeitkonto geführt“, erzählt er. „Aber jetzt haben wir das alles digitalisiert, und man muss echt aufpassen.“ Er gehe überall hin. Das Jubiläum beim Verein. Der 90. Geburtstag. „Und ich gehe da sehr gerne hin, dafür bin ich Bürgermeister.“ Auch wenn er offiziell nur eine 39-Stunden-Woche hat. Er sei immer erreichbar. „Aber im Urlaub schalte ich die E-Mails ab.“ Was nicht heißt, dass er sie dann gar nicht liest. „Im Urlaub setze ich mich nur morgens an den Rechner und lese die Mails. Ganz weg bin ich nie.“
2014 wurde er Ortsvorsteher in Staffelde. Damals war er noch parteilos. 2003 war er ins Dorf gezogen, er stammt aus Kremmen. Im Ortsteil Staffelde lebt er mit seiner Frau Annekatrin und seiner Tochter und seinem Sohn am Dorfrand.
Damals, vor zehn Jahren, führte er auch das erste Gespräch mit der MAZ. Und schon da waberte die Frage im Raum: Könnten Sie sich eigentlich vorstellen, mal Bürgermeister zu werden? Er konnte – und es sollte nicht mal drei Jahre dauern, bis es so weit war.
Bevor er Bürgermeister wurde, arbeitete er als zerstörungsfreier Werkstoffprüfer. Er besuchte als Jugendlicher die Kremmener Oberschule, begann 1996 eine Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur. Wegen eines Sportunfalls musste er jedoch umdenken. Ab 2003 folgte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann.
In seinem Leben gab es immer wieder Rückschläge – Unfälle, ein ungeplanter Firmenumzug, der für ihn zum Berufswechsel führte. Ein weiterer Rückschlag war 2021 die verlorene Landratswahl. Für den Posten hätte er das Amt des Bürgermeisters abgegeben.
Jetzt aber will er die zweite Amtszeit. Sich weiter um die Finanzen kümmern, die Stadt durch die schwierigen Zeiten manövrieren. Die Schulen und Kitas brauchen einen neuen Brandschutz. Straßen und Wege. Die Liste ist lang.
Seine Gegner werfen ihm vor, dass die Finanzkrise verschleppt werde, dass er Versprechungen mache, die nicht eingehalten würden. Und dass alles zu lange dauere. Er sieht das nicht so, ist mit der Entwicklung der Stadt Kremmen trotz aller Widrigkeiten eher zufrieden. Kleine Schritte seien es, im Rahmen der Möglichkeiten.
Raum für die Familie sei in seinem Leben trotzdem. „Ich habe eine tolle, selbstständige Familie“, sagt er. „Meine Frau ist sehr tolerant und unterstützt mich, wo sie nur kann. Wir finden unsere Zweisamkeit.“
Beim Schwimmen schaltet er ab oder bei Waldspaziergängen mit dem Hund und Kopfhörern in den Ohren. Er muss sich um seine Diabetes-Erkrankung kümmern, Ausdauersport helfe dagegen. Zu Fuß oder mit dem Rad. Kürzlich radelte er auf den Brocken. Hin und wieder spielt er Golf. Und er macht gern Musik.
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