Patrick Kieper (38) aus Velten hat sich mit seiner Kunst selbstständig gemacht – sein Werk in Schwante war ihm besonders wichtig
MAZ Oberhavel, 17.8.2024
Schwante.
Wer am Ortseingang in Schwante auf den Bahnübergang zufährt, dem könnte auf der rechten Seite ein großes buntes Bild auffallen. Zu sehen ist ein alter Zug-Triebwagen, eine sogenannte „Ferkeltaxe“, dazu eine alte Ansicht vom Bahnhof und viel grüne Natur.
Die Fassade ist ein echter Hingucker geworden. Dafür zuständig ist Patrick Kieper. Der 38-Jährige verdient mit künstlerischen Graffiti-Malereien vor allem auf Fassaden sein Geld. 2010 hat er sich damit selbstständig gemacht. Seitdem hat er vor allem auch viele Trafohäuschen für die EMB und die Edis gestaltet.
„Ich mache das nicht nur in Oberhavel, ich bin in ganz Brandenburg unterwegs“, erzählt er. Und nicht nur dort. Auch in Mecklenburg-Vorpommern kann man auf seine Werke stoßen.
Das Trafohäuschen in Schwante ist dennoch etwas Besonderes für ihn. „Ich bin Schwantener, ich bin hier groß geworden“, sagt Patrick Kieper. Auch wenn er inzwischen in Velten wohnt. „Ich hatte hier einen Heimvorteil.“ So habe er die alten „Ferkeltaxen“ im Bahnhof Schwante, der sich in Sichtweite befindet, noch selbst miterlebt.
Etwa fünf Tage habe er für die Gestaltung des Häuschens gebraucht. In der Regel ist er acht bis zehn Stunden vor Ort. „Im Sommer eigentlich, bis es dunkel wird“, erzählt er.
Als Erstes werde der Untergrund gesäubert und grundiert. Danach werde ein Grundfarbton aufgetragen. „Meist ist es die Farbe, die auch den späteren Hintergrund beinhaltet, sodass man eine Basis hat und keine weißen Flecken.“ Dann sprühe er eine Vorzeichnung auf, diese werde dann „ausgemalt“.
Die Wand muss bei dem Vorgang immer trocken sein. „Für kleine Objekte habe ich aber auch ein Zelt dabei“, erzählt Patrick Kieper. Was vielleicht leicht aussieht, ist in Wirklichkeit eine Knochenarbeit. „Ich mache es immer noch aus Leidenschaft, es ist aber trotzdem auch anstrengend.“
Selbst schwarz-weiß wirkende Bilder würden auch zehn bis elf verschiedenen Farben bestehen. Auch das sei durchaus aufwändig. Was auch auffällt: Steht man direkt vor dem Kunstwerk, wirken die Bilder leicht unscharf. Erst wenn man weiter weg steht, sehen die Bilder scharf aus.
„Das wirklich Kreative ist das, was vorher am Computer entsteht“, sagt Patrick Kieper. „Das Malen macht aber mehr Spaß. Aber auch das Entwerfen kann befriedigend sein.“ Die Entwürfe gehen vorher auch an die Gemeinden, wo auch noch mal draufgeschaut werde. „Manchmal nehmen wir dann noch kleine Änderungen vor.“ Natürlich komme es bei der Gestaltung der Fassaden auch auf das Umfeld an. Es müsse zum Ort und zur Umgebung passen. Meist habe er sich vorher informiert, was es im Ort alles gibt. „Heute schaue ich mir das mit Google Street View an.“ Früher sei er oft auch vorher für die Planung dort hingefahren.
In früheren Jahren hielt schon mal die Polizei an, wenn er sich an den Objekten zu schaffen machte. „Heute kommen sie, um sich Visitenkarten abzuholen“, sagt der 38-Jährige mit einem Schmunzeln. „Das Interesse ist sehr groß. Leute hupen, zeigen den Daumen.“ Beim Dorffest Ende Juni wurden schon viele Fotos gemacht.
Wie viele solcher Aufträge er pro Jahr umsetzen kann, sei schwierig zu sagen. „Es gab Jahre, da habe ich 100 geschafft.“ Wenn es sich vor allem um größere Objekte handelt, dann seien es etwa 50 pro Jahr. Es sind nicht nur Trafohäuschen. Am Hort in Bötzow kümmert er sich beispielsweise um die Fassade.
Angefangen hat alles im Jahr 1999. „Erst waren es normale Graffiti.“ Es habe damals eine MTV-Sendung gegeben, bei der im Vorspann das Logo ins Bild gesprüht worden war. „Das fand ich interessant.“ Und er versuchte das auch. Er malte auf dem Heftrand in der Schule, „dann wurde es immer mehr, und die Leidenschaft war geboren“.
Er wollte wissen, was es heißt, zu malen. „Und was es heißt, nicht nur etwas hinzukrixeln.“ Es sollte immer besser werden. „Graffiti kann man nicht vom einen auf den anderen Tag lernen.“ Es war immer klar, dass es auch beruflich in die Richtung gehen sollte.
Für die Edis bemalte er erste Trafohäuschen, „da kamen dann auch schon die ersten Kunden. Es war gleich eine Resonanz da“. Ursprünglich sollte er nach dem Abi bei seinem Vater mitarbeiten, „aber dafür blieb schnell keine Zeit mehr“.
Sein zeitliches Arbeitsfenster ist in der Regel zwischen April und Anfang Dezember. „Bei Frost ist es schwierig, auch bei Nässe.“ Wenn aber eine Wand nicht gefroren sei, könne er arbeiten. Bei niedrigen Temperaturen könne es dennoch unangenehm werden. „Zum Beispiel, wenn ich Details male, da sitze ich dann an einer Stelle.“ Da werde es schon mal kalt.
Wer sich bei ihm anmeldet, müsse schon mal mit einer Wartezeit von einem Jahr rechnen. Die Aufträge werden ihm wohl auch nicht ausgehen.
Seit November 2023 hat er zudem ein eigenes Atelier. Dort bemalt er Leinwände, 2,60 mal 1,60 Meter groß. Auch da sei die Resonanz groß. Langweilig wird es Patrick Kieper sicherlich nie – und die Menschen können sich noch auf viele neue bunte Motive an verschiedenen Fassaden freuen.
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