Geheimplan gegen Deutschland

DO 18.01.2024 | 22.05 Uhr | rbb

Es ist ja nicht so, dass niemand wusste, dass es immer noch und immer wieder Nazis in Deutschland gibt. Vor allem Nazis bestreiten, dass es Nazis gibt. Aber vielleicht haben wir diesen Weckruf auch irgendwie gebraucht, um wach zu werden. Jetzt wo er öffentlich wurde, der „Geheimplan für Deutschland“.

Er wurde am Mittwochabend im Berliner Ensemble aufgeführt und auf Youtube live gestreamt. Am Donnerstagabend zeigte der rbb die Aufzeichnung des Theaterstücks.
Es war nicht irgendein Theaterstück, dieser „Geheimplan für Deutschland“.

„Correctiv“ hatte am 10. Januar eine Recherche rund um ein Treffen veröffentlicht, das geheim bleiben sollte. AfD-Leute, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November 2023 in einem Potsdamer Hotel am Lehnitzsee zusammen. Sie besprachen dort ihren Plan für ihr Deutschland. Er beinhaltet die Vertreibung von Millionen von Menschen. Asylbewerber, migrantische Verbrecher, aber man möchte auch das Stadtbild verändern und auf ausländische Restaurants verzichten. Man will Gegner verfolgen, sie mürbe machen, sie ausschalten.
Correctiv konnte das Treffen vor Ort dokumentieren. Die Berichte darum sorgten für Wirbel.
Kay Voges, Regisseur und Intendant des Volkstheaters Wien, bringt die Recherche auf die Bühne – als Koproduktion des Berliner Ensembles.

Was dort aufgeführt wird, ist unheimlich. Es ist was anderes, als wenn man einen Bericht über Ungeheuerlichkeiten liest oder ob man das auf szenische Weise auf der Bühne erzählt bekommt.
Da stellen sich Männer und Frauen dahin und erzählen sich ihre menschenfeindlichen Phantasien. Es geht um Deportationen, die sie aber anders nennen. Es geht um Zersetzung und Verfolgung, um Überlegungen, Gestapo-Methoden wieder einzuführen. Um Namens- und Adressenlisten derer, die man verfolgen will.

Dass der rbb die Aufführung zeigt, ist richtig. Sie hätte aber größer beworben werden müssen. Sie war kurzzeitig auch auf der Startseite der ARD-Mediathek. Auch 3sat hat sie in die Mediathek aufgenommen, im TV-Programm war die Sendung aber scheinbar nicht.
Wäre das nicht mal eine spannende Sonderprogrammierung für die Hauptsender gewesen, plus Einordnung und Diskussion?
Andererseits herrscht aber auch eine gewisse Ohnmacht, denn was kann der Einzelne jetzt tun? Dass sich was tut, ist aber immerhin an den vielen Demos zu sehen, die sich jetzt gegen die Nazis richtet.
Wer jetzt noch AfD wählt oder Parteien wie den III.Weg, der sollte wissen, was er oder sie da tut und welche Konsequenzen das haben kann.

-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 18. Januar 2025)


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