SEZ-Abriss – ein weiteres Stück DDR kommt weg

Das SEZ in Berlin soll bald abgerissen werden. Stattdessen sollen an der Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Friedrichshain neue Wohnungen entstehen.
Und einmal mehr verschwinden mit dem Abriss des Sport- und Erholungszentrums viele Erinnerungen.

Die erste ist eine Fernseherinnerung. Denn im Fernsehen der DDR lief immer am Morgen und am Nachmittag die Fitnesssendung „Medizin nach Noten“, aufgezeichnet in der Sporthalle des SEZ.
Schon damals war ich ein Fernsehkind, das alles spannend fand, was damit zu tun hat, also auch die Aufnahmeorte von Fernsehsendungen. Immer wenn wir auf der damaligen F96 auf der Dimitroffstraße (heute B96, Danziger Straße) unterwegs waren, kamen wir am SEZ und an der „Medizin nach Noten“-Halle vorbei. Sehr aufregend.

Irgendwann Mitte der 1980er waren wir das erste Mal im SEZ. Das SEZ war damals vor allem die große Schwimmhalle mit diversen Becken. Es gab ein Wellenbad (damals eine Sensation), diverse Sprudelbecken und mehr.
Für uns als Randberliner war es ein Event, zum SEZ zu fahren. Wir waren mit der Klasse da, eine Zeit lang fast wöchentlich mit Freunden und einer Mutter eines Freundes. Auch nach der Wende, in den 90ern, waren wir noch öfter dort. 2002 schloss das Bad.
Zum Ritual, noch zu DDR-Zeiten, gehörte es, dass es danach eine Ketwurst am Imbiss an der Ecke Dimitroffstraße/Leninallee (Danziger Straße/Landsberger Allee).

Einmal machten wir mit der Schulklasse einen Ausflug zur Eisbahn, die es im SEZ ebenfalls gab. Im SEZ stand ich das erste und aus Gründen auch einzige Mal auf Schlittschuhen.

Das letzte Mal im SEZ war ich erst 2022. Das Haus ist entsetzlich abgerockt und ranzig. Im schrottigen Vorraum konnte man damals einen Coronatest machen, den wir brauchten, um ins Theater zu gehen.

Kommt tatsächlich der Abriss, dann bleiben vom SEZ nur die Erinnerungen – auch an ein weiteres Stück der verschwunden DDR.


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Kommentare

2 Antworten zu „SEZ-Abriss – ein weiteres Stück DDR kommt weg“

  1. ThomasS

    „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. “

    Jean Paul (1763 – 1825)

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