Premiere für den CSD Oberhavel: Bunter Umzug durch Oranienburg

Etwa 600 Leute bei der Demonstration zum Christopher Street Day – es geht um den Kampf für gleiche Rechte für queere Menschen – 2024 soll es die Fortsetzung geben

MAZ Oberhavel, 11.9.2023

Oranienburg.
Aus einer Idee, einer Utopie, wurde am Sonnabend Wirklichkeit. Der erste CSD-Umzug führte durch die Oranienburger Innenstadt. Start für den CSD Oberhavel war an der Lehnitzstraße mit etwa 400 Menschen, nach einem Zwischenstopp am Bahnhof wuchs der Zug nach Veranstalterangaben auf etwa 600 Menschen an. Von dort ging es auf den Schlossplatz, wo eine zweite Kundgebung stattfand und weiter zum Oranienwerk.

„Stadt – Land – Queer“ war das Motto. Neben vielen Regenbogenfahnen waren auch Plakate zu sehen. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, stand auf einem, „Mehr Gayrechtigkeit“ und auch „Support Trans Youth“, also „Unterstützt Trans-Jugendliche“.

Für Verstimmung sorgte allerdings eine Anordnung der anwesenden Polizei, wonach Poppies ihre Maske abnehmen mussten. Pupplayer sind Leute in Leder-Hundemasken, die so einen Fetisch ausleben. Die Polizei berief sich auf das Vermummungsgesetz bei öffentlichen Versammlungen. Verhandlungen dazu hätten nichts gebracht, sagte Candy Boldt-Händel, der den CSD Oberhavel angemeldet hatte, in einem Gespräch mit der MAZ am Sonnabendabend. „Menschen mit Fetischen gehören dazu. Unser Plan ist, dass wenn es nächstes Jahr wieder einen Umzug gibt, dann werden wir das vorher klären.“

„Ich bin sehr stolz auf dieses Land“, sagte Jirka Witschak, Projektleiter der Landeskoordinierungsstelle queeres Brandenburg. Es gebe CSD-Umzüge inzwischen in der Prignitz, Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel, Bernau und Oranienburg – außerdem am kommenden Wochenende noch in Angermünde. „Oft sind sie mit großen Anstrengungen und Sorgen verbunden, alles hinzubekommen. Danke für euren Mut.“ Es gehe um den Kampf für gleiche Rechte und Gleichbehandlung.

Während die Paraden zum Christopher Street Day in Großstädten wie Berlin eher einen Partycharakter haben, sind sie in den Kleinstädten durchaus Demos – und sie erleben weiterhin Anfeindungen. Im Vorfeld der Demo verteilte die neonazistische Partei „Der III. Weg“ Flyer mit Hassbotschaften. Gerade aus der rechten Ecke komme die Gewalt gegen queere Menschen, erklärte Candy Boldt-Händel bei der Kundgebung. „Wir stehen heute hier, um klarzustellen, dass wir das nicht zulassen.“ Es gehe um die Rechte und Sicherheit aller Menschen. Am Schloss wurde eine Schweigeminute für die Opfer von Gewalt an queeren Menschen eingelegt.
Der Umzug selbst verlief am Sonnabend friedlich und ohne Zwischenfälle. Mit dabei war auch Finja (15) aus Oranienburg. Queere Menschen würden immer noch oft unterdrückt, sagte sie. Das sei nicht nur bei Schülern so. Ihr sei es sehr wichtig gewesen, bei dem Umzug dabei zu sein.

Candy Boldt-Händel rief bei der Kundgebung denen zu, die von Regenbogenflaggen genervt seien: „Wir werden so lange auf unsere Rechte aufmerksam machen, wie es nötig ist.“ Er geht davon aus, dass es auch 2024 in Oranienburg wieder einen CSD geben wird.
Am Oranienwerk wurde bis zum späten Abend weitergefeiert – mit Live-Musik und einer Aftershowparty im „Jupp“.


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