Stehen 2027 acht Windräder im Wald?

Für ein Gebiet nördlich von Beetz werden entsprechende Pläne vorgestellt – Skepsis bei den Anwohnenden – Vorstellung der Idee im Kremmener Bauausschuss

MAZ Oberhavel, 2.6.2023

Beetz.
Eines vorweg: Entschieden ist noch gar nichts. Ob das Projekt wirklich so umgesetzt wird, ist längst nicht sicher. Aber die konkrete Idee ist in der Welt. Und die Idee lautet: Im Wald nördlich von Beetz könnte ab 2027 Windenergie gewonnen werden – durch bis zu acht Windräder, die dort gebaut werden könnten.
Eine entsprechende Projektidee stellten am Mittwochabend im Kremmener Bauausschuss die Planer vor. Angesichts des Themas tagte der Ausschuss diesmal nicht im Rathaus, sondern in der Turnhalle in Beetz. Sehr viele Menschen aus Beetz haben die Gelegenheit, sich zu informieren, allerdings nicht wahrgenommen.

Konkret geht es um das Windenergievorhaben Birkholzgrund West. Jean-Paul Karge, Projektentwickler bei der Firma UKA Umweltgerechte Kraftanlagen GmbH & Co. KG in Cottbus, stellte die Idee vor. Das Gebiet, um das es geht, umfasst eine Fläche von 103 Hektar – was allerdings nicht bedeuten würde, dass in diesem Zuge 103 Hektar Wald abgeholzt würden. Am Ende seien es 5,6 Hektar. Es liegt östlich der Landesstraße 19 zwischen Beetz und Rüthnick. In Frage komme das Gebiet, weil von dort aus in allen Richtungen 1000 Meter Abstand zur nächsten Siedlungsfläche eingehalten würden.

Dennoch würde man die gut 270 Meter hohen Türme im Umkreis von Beetz gut erkennen. Fotos mit entsprechenden Simulationen zeigten am Mittwoch Ansichten vom Sommerfelder Sportplatz, vom Beetzer See aus, und sogar vom Sommerfelder Ortseingang, von Kremmen kommend, sei mindestens ein Windrad zu sehen.

Wie Jean-Paul Karge sagte, habe das Vorhaben auch Vorteile – ein Satz, der im Publikum für leichte Unruhe sorgte. Die Vorteile seien aus Sicht des Cottbuser Unternehmens, dass die für den Windrad-Bau gerodeten Bäume nachgepflanzt werden müssten – auf Flächen des Landes oder auf Flächen, die die Bürger zur Verfügung stellen könnten. Das würde das Ortsbild aufwerten, so der Projektentwickler. Zudem würden nach Fertigstellung der Anlagen auch direkt um die Türme herum wieder Bäume gepflanzt werden.
Ein Vorteil für die Kommune: Anlagenbetreiber müssen für jedes Windrad 10.000 Euro pro Betriebsjahr abgeben – der sogenannte Windeuro. Das Geld gehe anteilig an die betroffenen Orte im Umkreis. Kremmen würde durchschnittlich 9600 Euro pro Anlage und Jahr bekommen. Hinzu komme die Einspeisevergütung – je Anlage etwa 35.500 Euro pro Jahr – das wären in 20 Jahren 710.000 Euro.

Bei den acht Anlagen sei auch der Schall ein Thema. „Richtwerte müssen eingehalten werden. Wie laut ist die Anlage? Wo kommt der Schall an?“ Sei die Anlage zu laut, müsse sie zwischenzeitlich auch mal abgeschaltet werden – worauf eine Anwohnerin im Publikum anmerkte: „Dann brauchen wir sie erst gar nicht bauen.“ Auch gebe es ein Brandschutzkonzept. Nachts sollen zudem die Lichter abgestellt werden, neue Nachterkennungssysteme machten das möglich.

Im Herbst 2023 solle sich die Stadt Kremmen mit der Bauleitplanung befassen, 2024 solle die Genehmigungsplanung eingereicht werden, 2027 könnte die Inbetriebnahme erfolgen. „Wir wollen eine transparente Entwicklung“, sagte Jean-Paul Karge, „und uns engagieren.“ Man wolle vor Ort lokale Vereine unterstützen, mit Spendenaktionen und Sponsoring.

Aber wieso gibt es diese Pläne nun überhaupt? Ursprünglich stand das Gebiet in der Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel schon mal zur Debatte, sei dann aber von der nächsthöheren Behörde abgelehnt worden. Es schien, als sei die Windkraft im Beetzer Wald vom Tisch. Dazu erklärte Kremmens Bauamtsleiter Christoph Artymiak, dass es neue Richtlinien gebe, „wir haben mehr Handlungsspielräume bekommen. Wir können die Regionalplanung laufen lassen oder wir als Stadt wollen politisch mitarbeiten und gestalten, wenn wir das möchten.“ Jean-Paul Karge betonte zudem, dass die Auswahl auf dieses Gebiet gefallen sei, weil es alle Regeln erfülle und sogenannte „No Gos“ ausschließe. Bürgermeister Sebastian Busse (CDU) betonte am Mittwoch, dass ihm die Transparenz sehr wichtig sei. Und: „Es gibt hierzu noch keine Vorlage und keinen Beschluss.“ Er sagte aber auch, dass es für die Stadt nun attraktiver sei, weil durch den Bau der Windanlagen konkret Gelder in die Stadtkasse fließen würden.

Dennoch herrschte Skepsis. Dietlind Sänger vom Kremmener Umweltbeirat wies darauf hin, dass die Aufforstung von Bäumen oft nicht sehr erfolgreich sei. Andreas Brunner, stellvertretender Vorsitzender des Umweltbeirates, wies zudem auf das Beetzer Grundwasserproblem hin. Man müsse sich im Zuge des Windanlagenbaus darum kümmern, dass beispielsweise der Beetzer See nicht austrockne. Laut Bürgermeister Busse werde das bedacht. „Um Akzeptanz zu bekommen, muss man etwas leisten“, sagte er, auch mit Blick auf den Projektentwickler. Die Rede war von einer sechs Kilometer langen Druckleitung von Kremmen nach Beetz.
Dass überhaupt so eine Anlage ausgerechnet im Wald errichtet werden könnte, stieß einer Frau aus Neu-Ludwigsaue sauer auf. „Ich bin nicht dagegen“, sagte sie zum Windkraftprojekt. Aber man müsse mit Bedacht solche Projekte planen.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert