Leute, Leute: Voller Neugier etwas Neues ausprobiert

Ursula Weber aus Velten stellt ihre Kunst derzeit bei den Stadtwerken aus – vor drei Jahren begann sie mit der Acrylpouring-Technik, nachdem sie ein entsprechendes Probeset gekauft hatte

MAZ Oberhavel, 1.3.2023

Velten.
Mehr als 25 Jahre lang hat Ursula Weber vor allem getöpfert. In erster Linie Garten- und Zierkeramik. „Zu malen fing ich eigentlich erst vor drei Jahren an“, erzählt die 81-Jährige aus Velten. „Da bin ich durch Zufall auf ein Probeset für Acrylpouring gestoßen.“
Acrylpouring ist ein Trend, der aus den USA kommt. Es handelt sich in dem Fall nicht direkt um eine Zeichenkunst. Beim Pouring wird Acrylfarbe zunächst auf eine Leinwand gegossen, und dann kommt es auf die Künstlerin oder den Künstler selbst an, wie dann die Farbe auf der Leinwand verteilt wird. „Mich hat das angesprochen“, sagt Ursula Weber. „Ich bin keine Malerin, aber das Farbenvergießen und die Effekte, die dabei entstehen, mag ich. Gerade die unverhofften Effekte.“

Bei den Stadtwerken in der Veltener Viktoriastraße ist noch bis zum 17. März ihre Ausstellung „Generationen und Kontraste“ zu sehen. Ursula Weber hat sie gemeinsam mit ihrer Enkelin Nele Kühn gestaltet. „Unsere Idee war: Warum nicht eine gemeinsame Ausstellung? Das ist ein totaler Kontrast, weil sie ganz anders arbeitet.“

Im Foyer hängt das Bild namens „Farbenspiel“. Es ist im vergangenen Sommer entstanden. Anhand dieses Bildes erklärt Ursula Weber, wie ihre Kunst entsteht. „Die Acrylfarben muss man selber anmischen.“ Sie werde zu fließfähiger Farbe vermischt – durch das Pouring, das Fließmittel. „Es werden verschiedene Farben angerührt, das ist ziemlich aufwendig. „Die Farben würden dann als Klekse auf der Leinwand verteilt. Diese Farben müsse dann ineinander vergossen werden. Die Farbe wird beispielsweise durch Neigungen verteilt, um dann verschiedene Effekte entstehen zu lassen. Dabei können diverse Zusätze oder Hilfsmittel benutzt werden. Für Ursula Weber ist das Besondere: Sie weiß am Anfang nicht, was dabei raus kommt.
„Ich habe mit dem Probeset angefangen, und dann habe ich dazu noch zwei Bücher gekauft und bin ins Internet gegangen. Da wird das ganz gut erklärt.“ Sie war neugierig, und sie hat einfach damit begonnen und hat es ausprobiert. Daraus sind in den vergangenen drei Jahren verschiedene Bilder entstanden, die jetzt in Velten in den Stadtwerken zu sehen sind.

Eine andere Technik ist Blob-Painting. Es sind Tropfen auf den Bildern, und wenn man sie sich in Velten anschaut, dann wird man die „Blobs“ tatsächlich sehr gut erkennen. Fast kann man der Versuchung nicht widerstehen, mal rüberzufassen. „Da macht man kreisrunde Tropfen auf die Leinwand, die muss man 24 Stunden trocknen lassen, erst dann geht es weiter. Man muss Geduld und Spucke haben“, sagt Gisela Weber und lächelt. „Man kann den Untergrund vorher schon gestalten und hat so verschiedene Effekte.“ Insgesamt kann das mehrere Tage dauern, die Wartezeiten abgezogen seien es aber nur gute vier Stunden. So ist in der Ausstellung zum Beispiel ein Herz zu sehen, das mit dieser Technik entstanden ist. „Das ist hier auch mein Lieblingsbild.“
Das Spannende an der Bilderschau der Veltener Künstlerin ist, dass sie diverse Techniken anwendet – dass sie offenbar immer wieder neugierig ist, etwas Neues auszuprobieren.

Ursula Weber ist Mitglied beim Veltener Künstlertreff. Über diese Gruppe, in der sich Künstlerinnen und Künstler aus Velten und der Umgebung treffen und austauschen, kam auch die Ausstellung bei den Stadtwerken zustande. „Es bereichert einen sehr, dort dabei zu sein. Wir haben schon ganz viel geschaffen. Für sie selbst sei die Kunst – gerade in den vergangenen Jahren die Farbenspiele – auch ein Stück Therapie. Sie hatte eine schwere Krankheit, ist inzwischen wieder gesund. „Das hier“, und sie zeigt zu ihren Bildern, „war für mich die beste Therapie, vielleicht war ich deshalb auch so eifrig. Es war eine Ablenkung, und der abschließende Aha-Effekt hat mich immer wieder glücklich gemacht.“

Ursula Weber ist zwar in Berlin geboren worden, aber eigentlich ist sie schon ihr ganzes Leben lang Veltenerin. „Ich bin hier aufgewachsen, mein Lebensraum war schon immer in Velten.“ Sie war technische Zeichnerin im Maschinenbau. Das Gestalten war also schon immer ihr Ding. „Aber auch die Ausdauer zu haben, und das Ziel, dass was fertig werden muss.“ Sie hat bei der LEW-Lokomotivbau in Hennigsdorf gelernt, arbeitete später im Werkzeugbau in Velten. 1992 wechselte sie zur Keramik, war für die Absatz- und Lohnrechnung zuständig. „Die haben Konsumgüter hergestellt und verkauft, das hat mich erst mal nie inspiriert.“ Erst als sie 1997 arbeitslos wurde, begann auch ihr Interesse, mit Keramik zu arbeiten. „Ich bin in einen Keramikzirkel gegangen.“

Im Augenblick beschäftigt sie sich eher weniger mit neuer Kunst. „Ich mache ein bisschen Blob-Painting, zum Beispiel mal ein Sternzeichen als Geschenk.“ Wenn es wieder wärmer wird und man im Garten arbeiten kann, dann werde es wieder mehr. Sie hat auch ein kleines Kelleratelier. Aber solche großen Werke wie das im Stadtwerke-Foyer hängende „Farbenspiel“ müsse sie draußen machen – weil es zu groß für das kleine Atelier sei.
Wenn sie nicht malt, dann kümmert sie sich um ihren Garten. „Früher sind wir auch viel verreist, aber das geht jetzt leider nicht mehr. Jetzt habe ich noch meinen Garten. Und meine Bilder“, sagt Ursula Weber.

Die Ausstellung „Generationen und Kontraste“ ist bis 17. März bei den Stadtwerken in Velten, Viktoriastraße 12, zu sehen. Montag, Dienstag, Donnerstag von 8 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Mittwoch und Freitag von 8 bis 12 Uhr.


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