ZAPPER VOR ORT: Casper – Tour 2022 in Berlin

FR 16.12.2022 | Berlin, Max-Schmeling-Halle

Kurz vor Weihnachten gab es noch mal ein echtes Konzert-Highlight. Casper präsentierte sein aktuelles Album „Alles war schön und nichts tat weh“ in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Der Abend stand in doppelter Hinsicht auf der Kippe: Erstens habe ich gekränkelt, und ich habe erst am Nachmittag entschieden, ob ich überhaupt hinfahre.
Aber vor allem zweitens hat auch Casper gekränkelt. Das Konzert am Mittwoch in Hannover musste er absagen, und die Konzerte nach dem in Berlin am Wochenende hat er am Sonnabend ebenfalls abgesagt. Schon auf der Bühne hat sich Casper vorsorglich entschuldigt, er habe Grippe, aber er werde trotzdem alles geben. Das hat er auch getan, man hat ihm nur selten angesehen, dass er gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe war. Außer, dass er sich mehrmals hinsetzen musste und viel getrunken hat. Aber Berlin scheint seine letzten Kräfte geraubt zu haben.
Insofern einfach schon mal: Danke fürs Durchhalten, und vor allem danke für diesen Abend!

Mit „Alles war schön und nichts tat weh“ hat Casper das Album des Jahres abgeliefert, und die Veröffentlichung ist gleichzeitig mit dem schwärzesten Tag 2022 verbunden: Am späten Abend des 24. Februar – als der Krieg in der Ukraine begann – übertrug er live auf Youtube das wahnsinnig tolle Record-Release-Konzert. Höhepunkt dessen war ein Song, der vom Krieg und den Folgen handelte. Es hat mit der Ukraine eigentlich nichts zu tun – war aber dennoch an dem Abend sehr emotional.

Und auch am Freitag sang er es in der Max-Schmeling-Halle, die fast ausverkauft war. Es ist ein krasser Gänsehaut-Song. „Billie Jo“ handelt von einem Soldaten, der den Krieg seelisch nicht verkraftet, und der eines sonntags seine Kinder, seine Frau und sich selbst erschießt. Es ist auch der Augenblick, wo es in der Halle stiller als sonst war, und am Ende stand die Botschaft, dass nie wieder Krieg herrschen solle, groß im Raum.

Richtig toll war auch das Bühnenbild, das an eine Wiese erinnerte. Überall standen Pflanzen, dahinter ein Baum. Man kennt es von seinem Auftritt bei „Late Night Berlin“, wo er es im Kleinen schon mal verwendet hatte.
Casper überzeugt mit einer Mischung aus Hymnen, die von allen mitgesungen werden, und durchaus nachdenklichen Songs mit ernsten Themen und Texten. Es ging um die Wetterkatastrophe in New Orleans, aber auch um Depressionen – aber eben auch darum, den Moment zu feiern.

Da Casper viele seiner Songs mit Gästen singt, war spannend, wer von denen in Berlin dabei sein wird. Beim Song „TNT“ war TUA dabei, „Keine Angst“ wurde von Drangsal begleitet.
Nach 100 Minuten endete dieser wirklich schöne Abend, und Casper wird sicherlich erschöpft ins Bett gefallen sein. Weit hatte er es ja nicht, er lebt in Berlin. Gute Besserung!


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