Moderne Technik für neue Therapien

Im Physiowerk von Phillip Blumberg in Schwante steht ein neues Gerät für eine ganzheitliche Bewegungsanalyse – ohne zu röntgen wird die Wirbelsäule vermessen

MAZ Oranienburg, 30.11.2022

Schwante.
Der Patient ist auf dem Laufband. Hinten, auf seinem Rücken ist ein Linienraster zu sehen. Der Patient läuft los, und die Untersuchung beginnt. Denn es handelt sich nicht um ein einfaches Laufband. Das Gerät steht im Physiowerk in Schwante und ist ein „Diers 4D Motion Lab“. Es ist die neueste Anschaffung im Haus des Physiotherapeuten Phillip Blumberg.
Das Gerät dient einer ganzheitlichen Bewegungsanalyse. Damit wird die Wirbelsäule vermessen, es wird eine Gang-Analyse erstellt und eine dynamische Fußdruckanalyse. „Ursprünglich wurde es für Kinder konzipiert“, erzählte Jörg Hübner von der Firma Diers am Dienstag bei der Vorstellung des Gerätes, das so in Nordbrandenburg einzigartig ist. Denn es erspare die eine oder andere Röntgenuntersuchung.

„Es funktioniert rein lichtoptisch ohne jegliche Röntgenbelastung“, so Jörg Hübner weiter. So seien beispielsweise 75 Prozent der Skoliose-Patienten Mädchen. Durch die niedrigere Anzahl oder den Wegfall von Röntgenaufnahmen würde das Brustkrebsrisiko gesenkt. Bei der Wirbelsäulenvermessung wird ein Linienraster auf den Rücken des Patienten projiziert und von einer Kamera aufgezeichnet. Eine Computersoftware analysiert dann die Linienkrümmungen und schafft daraus eine Art virtuellen Gipsabdruck des Rückens.
So lasse sich ein Modell der Wirbelsäule erstellen, woraus Informationen zu ziehen sind, welche Probleme es dort gibt und wie sie behandelt werden müssten. „Die Messung geht relativ schnell“, erklärte Jörg Hübner. Es werde fünf Sekunden gemessen, 60 Bilder pro Sekunde. Das Laufband geht bei normalen Patienten bis fünf km/h, bei trainierten Sportlern könne es aber auch bis zu 30 km/h schnell werden.
Bei der Video-Ganganalyse können Fehlbewegungen in der Beingeometrie aufgezeigt werden. Eine Bildanalyse-Software rekonstruiert den Verlauf der Beinachsen. So lassen sich Beckenschiefstände oder andere Probleme identifizieren. Bei der Fußdruckmessung kann geschaut werden, welche Fehlbelastungen des Fußes es gibt.

Zielgruppe für das Gerät seien Skoliose-Patienten, Leute mit Kieferbeschwerden, Sportler, aber auch Kinder mit entsprechenden Problemen. Am Montagabend ist es im Physiowerk aufgebaut worden, am Dienstag fanden erste Einweisungen statt.

„Ich bin auf einer Messe darauf aufmerksam geworden“, sagte Phillip Blumberg. Für die Behandlung sei es wichtig, den Menschen im Kompletten zu sehen. „Dass man sieht, was er hat.“ Er wolle auch Ärzte in der Region auf das Gerät und die entsprechenden Möglichkeiten aufmerksam machen.
Phillip Blumberg sieht einen Bedarf dafür. Durch die Pandemie seien viele Menschen viel öfter zu Hause gewesen, es habe viel mehr psychischen Stress gegeben. Das wirke sich auch auf die Bewegung aus.

Das Team im Physiowerk an der Dorfstraße in Schwante besteht derzeit aus zehn Leuten plus dem Chef Phillip Blumberg. Voraussichtlich zwei Mitarbeitende sollen auf das neue Gerät geschult werden. Für Aufsehen sorgte bereits die Anschaffung einer Kältekammer. Mittlerweile würden Patienten extra aus Bayern oder gar Schottland nach Schwante anreisen, erzählte der Physiotherapeut am Dienstag.



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