Überflieger: Nordbrandenburg ist ein Ort für echte Krimis

Mit dem Autor Richard Brandes unterwegs in Verlorenort – dort spielt ein Teil seines aktuellen Romans – der Berliner mag die Einsamkeit der Gegend

MAZ Oberhavel, 26.11.2022

Verlorenort.
Ein Spaziergang durch Verlorenort dauert nicht all zu lange. Eine Straße, ein paar Häuser und schon ist man in den Feldern oder im Wald. Richard Brandes war schon mal hier. Denn Verlorenort – die Siedlung gehört zu Hohenbruch und damit zu Kremmen – ist Schauplatz einer Mordermittlung.
Zu DDR-Zeiten wird im Wald nahe des Ortes ein Mann getötet, und erst Jahrzehnte später beginnen die Nachforschungen. So hat es sich Autor Richard Brandes für seinen Roman „Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ ausgedacht. In Verlorenort lässt er den Kommissar in einem verlassenen Haus suchen, es gibt einen mysteriösen Nachbarn, und überhaupt wirkt Verlorenort im Roman irgendwie verwunschen.

Wie ist der Krimiautor aus Berlin ausgerechnet auf Verlorenort gekommen? Richard Brandes schmunzelt. „Ich hatte am Anfang noch einen fiktiven Ort“, erzählt er während des Spaziergangs durch die Siedlung. „Ich guckte dann mal auf der Karte nach und landete ich mit dem Finger auf Verlorenort. Ich bin dann hierher gefahren.“ Er schaute sich in Verlorenort um, und schnell war klar – das ist der richtige Ort für den Beginn des Romans. Er zeigt auf eine Stelle etwas außerhalb, da wo schon wieder das Feld beginnt: „Da steht das Haus, wo der Mann gewohnt hat.“ Das Haus, das im Buch beschrieben wird, gibt es nicht, aber darum geht es auch nicht. Es geht um die Atmosphäre des Ortes.

Sogenannte Regionalkrimis sind seit einigen Jahren der große Trend bei vielen Buchverlagen. Der Autor Tim Pieper schreibt im Emons-Verlag eine Krimi-Romanserie, die im Raum zwischen Potsdam und Rathenow spielt. Richard Brandes hat sich für den Bereich der Polizeidirektion Nord in Neuruppin entschieden. Seine Fälle spielen somit vor allem in Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin. „Ich finde Nordbrandenburg ganz spannend“, sagt der Berliner. „Es ist die Krimigegend schlechthin. Diese Einsamkeit hier, ich finde das irre. Hier kann man tolle Krimis machen.“

„Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ ist sein zweiter Roman. Das Debüt 2021 hieß „Tod in der Schorfheide“. Schauplatz des Mordes in diesem Roman war der Zehdenicker Ortsteil Kappe. Als klar war, dass er seine Krimis in Nordbrandenburg ansiedelt, „bin ich losgezogen und bin die ganze Gegend abgefahren“, erzählt er. Er landete die Kappe. „Genau der richtige Ort.“ Das dortige Forsthaus im Wald wurde zum Schauplatz eines Roman-Mordes. Die Ideen für die Geschichten kommen ihm in den unterschiedlichsten Situationen. „Neulich habe ich einen ganz alten Columbo gesehen. Eine Frau nahm Rache, weil der Kommissar mal ihren Liebsten verhaftet hatte. Jemand kommt zurück, der sich rächen will. Das ist eine interessante Geschichte. Oder er erlebt unterwegs spannende Situationen.

Mit der Psyche der Menschen kennt sich Richard Brandes ganz gut aus. Er arbeitet in Berlin als Psychotherapeut. Im Jahr 1994 begann er seine erste Therapeutenausbildung, seit 1997 arbeitet er in dem Beruf, seit 2005 hat er eine eigene Praxis. Das Schreiben macht er eher nebenbei.

Die Geschichten entwickeln sich beim Schreiben, sagt er. Im Fall seines zweiten Romans notierte er zwei Handlungsstränge – der erste hat seinen Ursprung in Verlorenort, der zweite an der Draisinenstrecke im Wald nahe Ravensbrück, wo ein Jugendlicher spurlos verschwindet. Ob die beiden Stränge etwas miteinander zu tun haben oder nicht, müssen dann die Menschen herausfinden, die den Krimi lesen.„Ich schreibe einfach gerne“, sagt Richard Brandes. Bevor sein erster Roman erschien, entwickelte er für das Fernseher diverse Drehbücher, vor allem für „Lenßen & Partner“ und „K 11“. „Irgendwann war ich ziemlich ausgelaugt“, gibt er zu. Eine Geschichte für „K 11“ hieß „Tod in der Schorfheide“. Das sei ein Thema, aus dem ein Roman werden könnte, habe er sich gedacht – und so war es dann auch gekommen. Zwei Jahre hat er am ersten Roman gearbeitet. Beim zweiten war er dann schon schneller. „Vor allem die Konzeption braucht ein paar Monate.“ Vor allem vormittags und am Wochenende nimmt er sich Zeit zu schreiben.

Hat er eine Lieblingsszene im aktuellen Roman? Er überlegt kurz. Es gibt eine Stelle, in der Ermittler Maik einen Brief seines Vaters liest, der ihm ein Geheimnis offenbart. Bemerkenswert und berührend ist auch die Szene, in der sich ein Junge an seine Eltern erinnern will – in dem er sich Frank Schöbels Lied „Wie ein Stern“ anhört. „Es passte emotional zu dieser Szene.“

Er selbst liest auch gern Krimis. Vor allem von Hjorth und Rosenfeldt, von Henning Mankell oder Elizabeth George. „Ich mag hart realistische Geschichten.“ Und er schreibt diese auch gern. Der dritte Roman ist bereits in Arbeit.

„Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ von Richard Brandes ist erschienen bei Emons.


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Kommentare

4 Antworten zu „Überflieger: Nordbrandenburg ist ein Ort für echte Krimis“

  1. ThomasS

    Ihr habt seltsame Ortsnamen bei euch in Brandenburg … 🙂

  2. RT

    Wir hätten auch Kotzen im Angebot. 😀

  3. ThomasS

    Du nun wieder … ?

  4. RT

    Kotzen gibt es wirklich! 😀

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