Das Ende einer Ära: Flatows Ortschef Gert Dietrich geht in den Ruhestand

Der 76-Jährige gibt Ende November seine Sitze im Ortsbeirat und im Stadtparlament auf – seit 1990 beschäftigt er sich mit lokalpolitischen Belangen – jetzt will er sich um seine Gesundheit kümmern

MAZ Oberhavel, 10.11.2022

Flatow.
In Flatow geht eine echte Ära zu Ende. Gert Dietrich will zum Monatsende seinen Posten als Ortsvorsteher aufgeben. Auch seinen Sitz im Ortsbeirat und in der Kremmener Stadtverordnetenversammlung gibt er dann ab. Er will sich danach mehr um seine Gesundheit kümmern, sagt er in einem Gespräch mit der MAZ.

Seit 1990 kümmerte er sich in seinem Dorf um alle politischen Belange. Damals trat er in die Gemeindevertretung ein, 1993 wurde er Bürgermeister, mit der Eingemeindung von Flatow in die Stadt Kremmen wurde er Ortsvorsteher. Dass er jetzt geht, habe er selbst entschieden, sagt er. „Ich habe gemerkt, dass es körperlich nicht mehr geht.“ Er hat erfolgreich seinen Krebs besiegt, in diesem Jahr hatte er einen leichten Schlaganfall, und einen Herzschrittmacher hat er jetzt auch. Bedeutet jedoch: Er muss sich mehr schonen. Das sagt auch seine Frau Marie-Anne: „Wenn so vieles auf einmal kommt, muss man überlegen.“
Damals, als er 1990 in die Gemeindevertretung gewählt worden war, „wollten wir, dass was passiert“, erzählt Gert Dietrich. „Man ist ins kalte Wasser gesprungen und musste schwimmen“, ergänzt seine Frau Marie-Anne. „Nach der Wende konnte man am meisten machen.“ Und es sei für das Dorf viel erreicht worden. „Das Straßennetz wurde saniert, Häuser wurden renoviert“, so Gert Dietrich. „Beim Sportverein wurde auch viel gemacht.“ Ein wichtiger Meilenstein sei die Radweg-Verbindung nach Staffelde gewesen. Gerade in den 90ern sei noch viel Geld da gewesen. „Wir haben viele Zuschüsse bekommen.“

Flatow gehörte als Gemeinde zum damaligen Amt Kremmen. Mit dem Amtsdirektor und späteren Bürgermeister Klaus-Jürgen Sasse „konnte man sich immer streiten“, so Gert Dietrich. „Es war nicht immer einfach, aber man hat am Ende oft erreicht, was man wollte.“ Marie-Anne Dietrich ergänzt: „Mit seiner Beharrlichkeit hat er viel geschafft.“ Er sei aber immer einigermaßen gut mit ihm ausgekommen, sagt Gert Dietrich auch.

Seine Arbeit als Bürgermeister und Ortsvorsteher habe ihm immer Spaß gemacht. „Wenn man merkt, dass etwas gut gelaufen ist.“ Das sei seine größte Freude gewesen, wenn etwas erfolgreich durchgeboxt worden sei. „Er hat sein Dorf wie sein Grundstück behandelt“, so seine Frau Marie-Anne. „Unterwegs hat er die Meinungen der Dörfler eingesammelt.“ Wenn er morgens Dreck habe rumliegen sehen, habe er sich gekümmert. Ordnung im Dorf sei ihm immer wichtig gewesen.

Gert Dietrich war schon immer Flatower. „Drei Häuser weiter bin ich geboren worden“, erzählt er. Umgezogen ist er immer nur innerhalb des Dorfes. 1979 zog er in sein jetziges Haus. Mit Anne-Marie ist er seit 52 Jahren verheiratet, sie haben zwei Kinder und drei Enkel. Gelernt hat Gert Dietrich ursprünglich Handelskaufmann, er arbeitete später zwei Jahre bei Pharma in Oranienburg, war bei der Armee und ging dann ins Sägewerk des Vaters. Es wurde 1992 geschlossen, bis zum Vorruhestand arbeitete Gert Dietrich dann bei Peter Tiefbau.

Wird Gert Dietrich etwas vermissen, wenn er alle seine politischen Ämter aufgibt? Er überlegt eine Weile. „Das mit den Sitzungen, das ist schon ganz schön nervenaufreibend. Gerade nach der Wende gab es in der Woche schon mal zwei bis drei Sitzungen, weil man ja überall dabei gewesen ist. Und nach der Wende hatten wir ja auch noch kein Telefon zur Verfügung.“ Diese Sitzungen werden ihm offenbar in Zukunft nicht fehlen.
Marie-Anne Dietrich freut sich allerdings auch auf mehr Privatsphäre, denn natürlich sei ihr Mann in der Rolle als Ortschef immer wieder angesprochen worden, und auch auf Feiern seien immer wieder Diskussionen zu aktuellen Problemen im Dorf aufgekommen. „Ich hoffe, dass sich Flatow weiter entwickelt“, sagt Gert Dietrich außerdem. „Die Truppe in unserem Ortsbeirat ist gut, das wird auch vernünftig weitergehen“, ist er sich sehr sicher. Den Posten als Ortsvorsteher in Flatow wird wohl sein jetziger Stellvertreter Andreas Schulz übernehmen. Den Sitz im Kremmener Stadtparlament übernimmt er ebenfalls.

Und wie geht es für ihn als Privatmann weiter? „Wir werden den Chef unserer Familie wieder auf Vordermann bringen“, sagt Marie-Anne Dietrich mit einem Schmunzeln. Laufen, Radfahren, reisen, um den Hof kümmern. Langweilig wird dem 76-Jährigen ganz sicher nicht. Und falls jemand einen Rat brauche, dann sei er auch immer gern zur Stelle, erklärt er.


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