In Flatow herrscht Frust über fehlende Investitionen

Diskussion über den Stand des Dorfes innerhalb des Kremmener Stadtgebildes – Ortsvorsteher Gert Dietrich sieht eine Benachteiligung – aber nicht alle teilen seine Meinung, sehen auch Positives

MAZ Oberhavel, 15.10.2021

Flatow.
Die Abfuhr war deutlich. Als Flatows Ortsvorsteher Gert Dietrich (UWG/LGU) vergangene Woche im Namen seines Ortsbeirates vorschlug, dass Geld, das in Flatow erwirtschaftet wird, mindestens teilweise auch in Flatow ausgegeben werde, wurde das seitens der anderen Stadtverordneten abgelehnt. Begründung: Flatow gehört zu Kremmen, und in Kremmen gibt es einen Haushaltstopf. So ging es um das Geld, das bei den Fällungen im Flatower Eichenhain erwirtschaftet worden war. Die Diskussion in der Stadtverordnetenversammlung (MAZ berichtete) gipfelte in der Anmerkung von Bürgermeister Sebastian Busse (CDU): „Man könnte denken, Flatow will eigenständig werden.“

Eine Woche später ist Gert Dietrich immer noch erbost, aber er sagte am Donnerstag im MAZ-Gespräch auch: „Wir wollen nicht weggehen, aber man muss auch ehrlich sein.“ Der Frust sitzt tief. „In Kremmen werden Gehwege gebaut, dann wird der Weg vom Friedhof gepflastert – und bei uns? Nichts.“ Auch der Zustand der Spielplätze sei so ein Beispiel. „Es geht alles nach Kremmen und Staffelde.“ Auch die neue Fahrbahndecke für den Wolfslaker Weg in Staffelde „ist so ein Ding“, wie Dietrich sagte. Da sei die Sanierung auch plötzlich ganz schnell gegangen. „Wenn man das da macht, muss man das in den anderen Orten auch machen.“ Die Straße Am Eichenhain hätte auch seit Jahren gemacht werden müssen, so der Flatower Ortschef.

Schon im März hatte Gert Dietrich seinen Frust in einem Interview mit der MAZ klar gemacht. Die großen Projekte würden alle in Kremmen umgesetzt. „Flatow war ja damals das einzige Dorf, das Nein zum Zusammenschluss gesagt hat. Ich finde, die, die damals Nein gesagt haben, haben recht gehabt. Jetzt werden viele Fördermittel für Kremmen gebraucht, die kommen auch. Aber nach Flatow kommt zu wenig“, so Dietrich im März.

Wie es jetzt weitergehen soll, will der Ortsvorsteher mit seinen Kollegen im Ortsbeirat bald besprechen. Sein Stellvertreter Andreas Schulz wollte sich am Donnerstag konkret nicht äußern. Aber man wolle besprechen, ob man „überreagiert“ habe. „Wir setzen uns zeitnah zusammen und werden darüber sprechen.“

Alleine ist Gert Dietrich mit seiner Meinung nicht. „Als Bürger fühlt man sich hier schon teilweise vernachlässigt“, sagte Arielle Schmidt im Facebook-Forum „Wir in Kremmen“. Außerdem sagte sie, dass auch der Spielplatz sanierungsbedürftig sei. „Das Rutschenhaus wurde weg gemacht, da dort die Nägel und Schrauben rausschauten, nun ist die Rutsche in einem Sandhaufen, wo Kinder mit vier Jahren kaum rutschen können. Die Wippe ist noch aus meiner Kindheit, überall kommen Holzsplitter und Schrauben raus. Auf Nachfrage hatte sie noch viel mehr zu erzählen. „Mülleimer fehlen. Der Löschteich muss endlich gründlich vom Schilf befreit werden, Hundekotbeutelstationen wären was, dafür zahlen die Leute Hundesteuer. Der Jugendclub kann nicht aufmachen, weil Personal fehlt.“ In Kremmen würden die Gehwege saniert, in Flatow sei er in schlechtem Zustand. „Der Friedhof lässt zu wünschen übrig. Parkplätze sind nicht vorhanden, parkt man vorm Haus, gibt es Knöllchen.“
Verärgert ist auch Juliane Dieter. Auf Facebook schrieb sie: „Die Kita hat, vermute ich, den höchsten Sanierungsbedarf von allen in der Stadt Kremmen. Die Gehwege in der Hauptstraße sind stellenweise eine Zumutung. Und vom Friedhof möchte ich erst gar nicht anfangen.“

Anders sieht das die Flatowerin Natja Guse. „Wenn man rückblickend auf die vergangenen Jahre blickt, dann sieht man, dass Flatow eigentlich ganz gut da steht als kleines Dorf“, sagte sie am Donnerstag. „Wenn wir Kremmen nicht hätten, würde Flatow nicht so gut da stehen.“ Vielleicht habe man ein Jahr lang gute Einnahmen, dafür in den anderen Jahren weniger. „Ich denke nicht, dass Flatow benachteiligt wird.“ Sicher gebe es immer Wünsche. Auch sie nennt den Zustand der Gehwege an der Hauptstraße, auch die fehlenden Parkbuchten. „Es gibt 1000 Sachen, die man da findet, aber alles geht eben manchmal nicht.“ Der Ortsvorsteher würde schon lange in Richtung Kremmen sticheln, findet sie. Die Skepsis gegenüber der Stadt Kremmen sei in den Köpfen einiger drin. Man könne sich allerdings auch in eine Sache reinsteigern. Sie appelliert mehr positive Energie zu haben „und mehr Verständnis für die Arbeit der anderen. Das fehlt etwas.“

Auch Frank Bommert, der für die CDU lange in der Stadtverordnetenversammlung gesessen hat, äußert sich in diese Richtung. „Flatow hat und profitiert ja auch weiterhin von der gesamten Gemeinschaft“, sagte er. „Wenn alle Ortsteile so denken würden, dann würde es für Flatow am Ende wohl schlechter aussehen.“


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