Kultur-Neustart bei Friedrich Wolf

Erste Veranstaltung nach dem Coronastopp im Garten der Lehnitzer Gedenkstätte – Journalist und Autor Jens Bisky liest aus seiner 1000 Seiten dicken Berlin-Biographie

MAZ Oberhavel, 8.6.2020

Lehnitz.
Langsam läuft das Kulturleben in der Region wieder an. Auf dem Gelände der Friedrich-Wolf-Gedenkstätte in Lehnitz fand am Sonntagnachmittag die erste Veranstaltung nach dem Coronastopp Mitte März statt. „Das ist im Garten gut zu realisieren“, sagte Tatjana Trögel, die Leiterin der Gedenkstätte. Die Stühle standen weit auseinander, außer für Paare, die sowieso zusammen leben. „Bei Regen wäre es schwierig geworden.“ Da hätte die Veranstaltung eventuell abgesagt werden müssen. Auch die beiden Sommerlesungen sollen im Garten am Alten Kiefernweg stattfinden.

Noch immer ist unterdessen die weitere Finanzierung der Gedenkstätte offen. Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos) ist damit beauftragt, ein Finanzierungskonzept zu erarbeiten. „Wir stehen immer noch auf der Kippe“, sagt Tatjana Trögel. Wegen der Coronakrise habe sich bislang noch keine Neuigkeit ergeben. Finanzmittel aus durch das Coronavius geschaffenen Fonds bekomme die Gesellschaft auch nicht. „Aber ich freue mich, dass wir wieder was machen können.“
So sieht das auch Besucherin Tekla Tesch. In den vergangenen Wochen hatte sie Kultur nur im Fernsehen und im Internet genossen. „Nachdem ich gelesen habe, dass es hier stattfindet, war klar, dass wir kommen.“ Vom Buch, um das es ging, habe sie schon viel gehört, deshalb sei sie neugierig.

Der Journalist und Autor Jens Bisky war am Sonntagnachmittag zu Gast, um sein Buch „Berlin – Biographie einer großen Stadt“ vorzustellen. Auf fast 1000 Seiten schreibt er über die Geschichte Berlins. „Man braucht Geduld und Zeit, wird dann aber belohnt“, sagte Paul Werner Wagner, der Leiter der Friedrich-Wolf-Gesellschaft und Moderator der Veranstaltung. Das Buch sei analytisch und lebendig zugleich.

Jens Bisky erzählte, dass 1740 Berlin statistisch zur Großstadt geworden sei, damals lebten dort erstmals mehr als 100 000 Menschen. „Berlin ist immer Zentrum des gestigen Lebens gewesen. Berlin war relativ früh eine Zuwandererstadt.“ Heute sei jeder Zweite, der in Berlin lebt, zugezogen. „Das klingt erst mal viel“, so Jens Bisky weiter. Aber das sei um 1840 beispielsweise auch schon so gewesen. Ab 1870 sei die Bevölkerungszahl explodiert. 1919 lebten auf dem heutigen Berliner Gebiet 3,6 Millionen Menschen – so viel wie heute auch. In seinem Buch beschrieb Bisky zudem Berlin im Kaiserreich, im Krieg, während der Teilung und danach.

Die Lesung und das Thema kamen bei den Besuchern sehr gut an, alle bereitgelegten Bücher waren am Ende ausverkauft. Die nächste Veranstaltung ist am 21. Juni um 15 Uhr: Zu Gast ist dann die Journalistin und Autorin Marion Brasch.


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