Die Lage ist bedrohlich

Das Kremmener Fitnessstudio „Die Acht“ ist seit März geschlossen – ob Betreiberin Manuela Piesche durchhält, ist derzeit vollkommen offen

MAZ Oranienburg, 7.5.2020

Kremmen.
Plötzlich war Schluss. Mitte März musste das Kremmener Fitnessstudio „Die Acht“ in der Berliner Straße schließen. Die Sicherheitsvorkehrungen, die landes- und bundesweit in Kraft traten, sorgen bei Manuela Piesche für tiefe Sorgenfalten. „Es läuft ja alles weiter, ich muss Miete zahlen, habe Stromkosten im Laden und zu Hause auch“, sagte sie am Mittwoch. „Es ist eine doppelte Belastung für mich.“ Ohne einen kulanten Vermieter würde das schon jetzt nicht mehr funktionieren, wie sie erzählte. „Ich bin auf ihn zugegangen. Ihm habe ich viel zu verdanken.“
Auch die Kunden würden ihr beistehen. „Ich bin aber auch niemandem böse, wenn er nach der Krise sagt, er kann es sich nicht mehr leisten. Aber viele hoffen, dass es weitergeht.“ Allerdings hat Manuela Piesche mit ihrem Fitnessstudio momentan keine Einnahmen. Die Kunden, die bei ihr einen Jahresvertrag abgeschlossen haben, bekommen die Gebühren monatlich vom Konto abgezogen. Weil aber jetzt alles geschlossen ist, zieht die Betreiberin auch keine Gebühren ab. Aber Spenden seien möglich. „Es gibt vielleicht ja Leute, die sagen, weil sie möchten, dass der Club erhalten bleibt.“ Aber sie könne es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, jetzt Gebühren abzuziehen, wenn dafür keine Leistung erbracht werde.

Dass sie ihren Club „Die Acht“ schließen musste, kann sie nur bedingt nachvollziehen. „Weil mein Fitnessstudio mit allen anderen über einen Kamm geschert wird.“ Aus ihrer Sicht wäre ein Weiterbetrieb möglich gewesen – wenn auch mit strengen Auflagen. „Man kann zum Beispiel Zeiten für die Besucher festlegen. Oder einen Maskenzwang, wie er ja woanders auch gehandhabt wird. Desinfektion ist bei uns sowieso Gang und Gebe.“ Das Zirkeltraining, das sie in Kremmen anbiete, sei sowieso was anderes als normales Hanteltraining. „Wenn zwei Kunden mit dem Training durch sind, würde sofort desinfiziert werden.“

Für Manuela Piesche sind das jetzt bittere Wochen. „Da versucht man, vier Jahre lang auf alles zu verzichten, um sich etwas aufzubauen, und dann passiert so was.“ Wie lange sie noch durchhält, ist derzeit vollkommen offen. „Eigentlich noch einen Monat“, sagte sie. Die Sommersaison sei sowieso schwerer, weil da weniger Leute trainieren, und die Frühlingssaison, wo mehr neue Kunden kommen, die fehle ihr jetzt. Wenn die erzwungene Aus-Zeit noch länger dauere, dann könne es in Kremmen nicht mehr weitergehen.

Ganz verzichten müssen die Nutzer des Fitnessstudios auf das Training nicht. Auf dem Youtube-Kanal „Die Acht“ hat Manuela Piesche einige Übungsvideos hochgeladen. „Aber die ersetzten natürlich nicht den sozialen Kontakt, und solche Videos gibt es ja außerdem jetzt sehr viele.“ Sport sei wichtig, auch und gerade jetzt. „Gerade für die Lungenkranken, die sich nicht aufraffen können, alleine draußen zu laufen, für die wäre das Training jetzt sehr wichtig“, so Manuela Piesche weiter.

Einen Plan B hat die Unternehmerin derzeit nicht. „Ich lasse es auf mich zukommen“, sagte sie am Mittwoch. Sie versuche, positiv zu denken und das Wetter und die Zeit mit der Familie zu genießen – auch wenn es schwer sei, abzuschalten.


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