Katrin Schrader: Sternstunden unterm Fernsehturm

Pensionierung. Katrin Schrader war Lehrerin an den Gesamtschulen in Glienicke und Mühlenbeck. Und dann sollte Schluss sein? Das kam für sie nicht in Frage. „Ich wollte weitermachen“, sagte sie danach.
Sie wurde Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache an der Deutschakademie am Alexanderplatz in Berlin. Dorthin kommen Leute, die aus beruflichen oder persönlichen Gründen nach Deutschland kommen und die Sprache lernen wollen oder müssen.

In ihrem Buch „Sternstunden unterm Fernsehturm“ berichtet sie über ihre Arbeit an der Deutschakademie, aber vor allem vom Unterricht mit ihren Schülerinnen und Schülern. Darunter sind Italiener, Brasilianer, Spanier, US-Amerikaner, Koreaner, Australier und viele Nationalitäten mehr. Sie kommen aus allen möglichen Berufen, die nun eine Arbeit in Berlin haben. Psychologen, Architekten und vieles mehr. Andere wollen ihren Doktor in der Stadt machen und müssen dafür Deutsch können. Oder es sind Frauen, die mit ihren Männern und der Familie nach Berlin gekommen sind, und nun auch die deutsche Sprache lernen möchten.
Sie erzählt in dem Buch von den Mühen und vom Spaß, den es macht, gemeinsam an einer Sprachschule dieses schwierige Unternehmen zu starten – nämlich eine ganz neue Sprache zu lernen. Als Deutscher ist es zudem immer wieder interessant, zu erfahren, wie schwer sich andere tun, die Sprache zu lernen und welche Probleme es dabei gibt. Allein schon die vielen Fälle verwirren, ebenso wie die scheinbar wahllosen Artikel vor Wörtern.
Das ist zum Beispiel Fatma aus Tunesien. Als sie in Katrin Schraders Kurs ist, ist es heiß draußen – und Ramadanzeit. Es ist zur Tradition geworden, dass auch gemeinsam gefrühstückt wird. Fatma kann das nicht, und für sie wird das zu einer echten gesundheitlichen Herausforderung. Oder Billy, der immer gerne von seiner Freundin erzählt hat, sie wollten in Deutschland glücklich werden, und dann ist alles zerbrochen.
Es geht um kleine Dramen, um Momente des Glücks, aber auch um die Anstrengungen, die so ein Deutschkurs mit sich bringt.

Das Buch hat viele spannende und interessante Momente. Es vermittelt einen Eindruck davon, was für Leute in so einem Kurs sitzen. Wie die Stimmung ist, und wie schwer es hin und wieder ist, gute Stimmung zu verbreiten.
Manchmal kratzen die kurzen Geschichten zwar ein bisschen sehr an der Oberfläche. Aber andererseits spiegelt das auch das Erleben der Lehrerin wider, die mit einigen ihrer Kursleute ein engeres Verhältnis aufbaut und andere quasi nur am Rande mitbekommt. Spannend sind aber in dem Zusammenhang auch die Ausflüge in ihr Privatleben und die Rückblicke in ihr Schaffen als Musicalautorin in Glienicke.

Katrin Schrader: Sternstunden unterm Fernsehturm
Books on Demand, 215 Seiten
7/10


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