Der Rapper Ben Salomo spricht in Oranienburg über Antisemitismus
MAZ Oranienburg, 4.12.2019
Oranienburg.
Der Antisemitismus erstarkt, und es ist viel Aufklärungsarbeit nötig. Dieser Überzeugung ist Ben Salomo. Der jüdische Berliner Rapszene-Insider, Hiphop-Aktivist und Youtuber war am Dienstagvormittag zu Gast am Oranienburger Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum, um mit den Jugendlichen unter anderem über alte und neue Vorurteile gegenüber jüdischen Mitbürgern zu sprechen.
„Wir müssen überall hinschauen“, sagte er vor den Jugendlichen. Dabei solle man nicht nur nach rechts schauen, auch im linken Spektrum und in der migrantischen Gesellschaft komme der Antisemitismus mehr und mehr auf.
Ein Mädchen merkte die fehlende Toleranz in der Gesellschaft an und führte als Beispiel die Schwulenfeindlichkeit an. Es herrsche Toleranz, dennoch würden diese Menschen teilweise verprügelt. „Wir müssen toleranter sein“, sagte Ben Salomo. Auf der anderen Seite gebe es eine gewisse Art von Religionsfreiheit, die auch dann geschützt werde, wenn sie mit ihren Ansichten gegen das Grundgesetz verstoße. „Wir tolerieren die Intoleranz“, sagte er. Es müssten Grenzen definiert werden, wie viel Toleranz eine Gesellschaft aushalte: „Wie viel Toleranz gegenüber Intoleranz können wir gestatten?“ Toleranz gegenüber Intoleranz mache diese Leute stärker, davon sei er überzeugt. Der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ sei sehr stark, und wo die Würde angegriffen werde, höre auch die Toleranz auf.
Was aber passiert, wenn im Freundeskreis jemand antisemitische Parolen sagt? Eine Jugendliche in der Runde erzählte von ihrem Vater, der einen Freund rausgeworfen habe, nachdem er rechtsextreme Parolen gebrauchte. „Deinem Vater ist in diesem Moment seine Anständigkeit wichtiger gewesen als die jahrelange Freundschaft, er hat richtig reagiert“, antwortete Ben Salomo. „Dein Papa ist für mich ein Held, auf den du stolz sein kannst.“ Er mache das bei Facebook-Freunden auch so, die rechtsextreme Ansichten posten. Der andere müsse sich von solchen Ansichten oder solchen Freunden trennen, „oder ich muss mich von ihnen trennen.“
Bestürzt reagierte Ben Salomo auf den Fall einer jungen Frau, deren Eltern rechtsextrem seien, und sie müsse unter ihrem Dach leben, und mittlerweile rede sie kaum noch mit ihnen. „Du bist eine superstarke Person, diesem Sog zu widerstehen. Du bist charakterlich stark, das bewundere ich sehr“, sagte Ben Salomo. Später, im Gespräch mit der MAZ, sagte er, das „fand ich unfassbar beeindruckend.“
Die Veranstaltung ist eine Aktion der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. „Sie setzt sich aktiv für Aufklärung rund um das Thema Antisemitismus ein und will gerade junge Menschen zum Nachdenken anregen“, sagte Martin Fischer von der Friedrich-Naumann-Stiftung, der am Dienstag die Runde auch moderierte.
„Mir hat es super gefallen“, sagte die 17-jährige Adriana aus Hohen Neuendorf. „Mir ging das sehr nah.“ Sie habe auch schon erlebt, wie gehässig Menschen sein könnten, „und dass auch er darunter gelitten hat, mit antisemitischen Behauptungen konfrontiert zu sein.“
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