Ist Gott farbenblind?

Gott ist farbenblind. So steht es auf einem Plakat im Schaukasten der Oranienburger Freikirche. Zu sehen ist eine farblose Zeichnung, auf der man zwei Jungs sieht, der eine dunkelhäutig, der andere hellhäutig. Sie tragen T-Shirts: „Best“ und „Friends“.
Das Anliegen ist nett, ich halte die Aussage trotzdem für falsch.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott farbenblind ist. Immerhin hat er ja, so sagen es die wirklich Gläubigen, die Welt erschaffen – mit all ihren Farben. Wie hätte er denn das grüne Gras erfinden sollen oder die gelben Sonnenblumen, mal ganz abgesehen vom Regenbogen? Wo doch die Christen sogar einen Fisch in Regenbogenfarben als Symbol haben.

Ja, ich weiß, worum es bei der Aussage gehen soll. Um verschiedene Herkünfte. Darum, dass Menschen aus aller Welt verbunden sind. Und dass Gott da keinen Unterschied mache. Auch wenn es nur eine symbolische Bedeutung haben soll – ich halte sie nicht für richtig.
Zumal man ja auch sagen muss: Wenn es nicht bunt ist, dann ist es immer noch schwarz-weiß oder hell-dunkel. Und damit sind – um zu diesem Plakat zurückzukommen – die unterschiedliche Hautfarbe immer noch sichtbar.

Ganz im Gegenteil: Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Gott ein Schwarz-Weiß-Maler ist. Gott muss diese Farben sehen, und er sieht sie, er hat sie ja erschaffen.
Zumal ich es sowieso für einen Denkfehler halte, dass man Gott diese Toleranz-Eigenschaften zuschreiben muss. Wenn Gott nicht tolerant ist, wer denn sonst? Der ist auch tolerant, indem er Farben sieht.
Wir sind es, ja, und und gerade die Kirchen und ihre mitunter fanatischen Anhänger sind es, die hin und wieder daran erinnert werden müssen, andere so zu akzeptieren und zu lieben, wie sie sind.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert