Andreas Dalibor schließt den Q-Stall ab

Der Beetzer gibt seine Kinder- und Jugendwohngruppe auf und wird Sozialarbeiter in Berlin

MAZ Oberhavel, 28.12.2018

Beetz.
Es war fast ein bisschen Weihnachten in Familie. Am Sonntag kamen im Beetzer Q-Stall noch mal viele zusammen, die dort jahrelang gelebt haben. Andreas Dalibor hat noch mal seine Jungs um sich geschart, es gab Geschenke, es wurden Gedichte aufgesagt, aber vor allem wurde viel erzählt und gelacht. „Unsere Abschluss-Weihnachtsfeier“, sagt er. „Die war noch mal richtig traditionell.“

Zum Jahresende gibt der 60-Jährige seine Selbstständigkeit auf, die am 1. Januar 2000 begonnen hatte. Er schließt seine Kinder- und Jugendwohngruppe Q-Stall an der Beetzer Dorfstraße und wird stattdessen die Seite wechseln. Andreas Dalibor arbeitet ab 2019 im Jugendamt in Berlin-Reinickendorf im Allgemeinen Sozialen Dienst. „Da bin ich sehr gespannt drauf“, sagt er. „Ich habe ja in meinem Job ab und zu mal mit dem Jugendamt gestritten. Jetzt lerne ich mal die andere Seite kennen“, so der Diplom-Sozialpädagoge weiter. Der Zeitpunkt sei gerade gut. Eigentlich habe er schon vor fünf Jahren aufhören wollen, aber er wollte da niemanden rauswerfen. Vier Kinder sind jetzt noch in der Einrichtung, bis zu fünf haben dort immer gewohnt. Einer zieht nun in eine eigene Wohnung, einer zieht zurück zu den Eltern, einer zur Oma, nur für einen Jungen musste Dalibor eine andere Einrichtung suchen.
„Einen Teil der Möbel bekommen die Jugendlichen mit, den Rest gebe ich weg“, erzählt der Beetzer. Im Februar zieht eine neue Mieterin ein, er selbst bleibt auch dort wohnen.

Was bleibt, sind Erinnerungen. „Es waren vielleicht um die 30 bis 40 Kinder, die hier insgesamt gewohnt haben. Es sind ja ganz viele ganz lange geblieben, einer war zehn oder elf Jahre hier.“ Meistens sei es sehr harmonisch gewesen. „Ganz sporadisch habe ich zu fast allen noch Kontakt.“ Von der Nähe her sei es fast wie eine Familie gewesen. „Ich habe immer schon Bauchpädagogik gemacht, viel nach Gefühl gearbeitet, das war immer okay. Ich habe relativ enge Regeln. Wenn die Jungs sich darin gut bewegen, dann werden diese Regeln immer weiter gefasst. Natürlich immer im gesetzlichen Rahmen.“ Nur in zwei Fällen musste Dalibor kapitulieren. „Da habe ich gesagt: Das kann ich nicht. Bei einem ging es um Drogen. Ich habe nie einen aufgenommen, der raucht oder Drogen nimmt.“ Bei einem anderen Jungen gab es das Problem, dass er nie zur Schule ging, er musste in eine Einrichtung wechseln, in der die Schule integriert war.

24 Stunden, sieben Tage – das ist 2019 Geschichte. „Jetzt geht die Gesundheit vor“, sagt Andreas Dalibor. Neben seinem Job in Berlin will er sich weiterhin um das Kremmener Theater „Tiefste Provinz“ kümmern. Außerdem soll künftig sonntags von 14 bis 22 Uhr die „Kombüse 11“ im Scheunenviertel wieder öffnen – mit Snacks und Kartenvorverkauf. „Ein bisschen Partei muss auch sein.“ Andreas Dalibor ist Mitglied der SPD, sehr wahrscheinlich wird er bei der Kommunalwahl wieder für den Kreistag und diesmal auch für das Kremmener Stadtparlament antreten.


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