Das letzte Mal: Theater am Kurfürstendamm

Ein letztes Mal. Am Kurfürstendamm vor dem Theater stehen.
Ein letztes Mal. Der Weg ins Foyer, an der Kasse vorbei, in den Vorraum.
Ein letztes Mal. Karten abreißen lassen. Durch den Flur in den großen Saal. Der Blick zur Bühne. Plätze ganz außen. Die Leute durchlassen. Hinsetzen.
Ein letztes Mal. Das Licht geht aus.

Das Letzte, was wir auf der Bühne des Theaters am Kurfürstendamm sehen, ist eine Gesprächsrunde. Gregor Gysi redet gut 100 Minuten lang mit den beiden Betreibern von Theater und Komödie, mit Jürgen Wölffer und seinem Sohn Martin Woelffer.
Ein interessanter Abend, an dem nicht nur rauskam, dass Gregor Gysi kein besonders guter Interviewer ist.
Aber die Woelffers erzählten, was rund um die Schließung und des anstehenden Abrisses der beiden Theater passiert ist. Dass sie von der Politik weitgehend alleingelassen wurden. Dass sie sich letztlich nur so lange dort halten könnten, weil die Menschen darum gekämpft haben. Dass sie mit dem Investor immer wieder verhandelt haben, dass sie ausgehandelt haben, dass ein Theater auch im neuen Haus entstehen wird. Dass sie Bauherren im neuen Theater sein werden und mitreden beim Bau. Dass man sich aber immer noch nicht ganz sicher sein könne, dass alles so klappe, wie sie es sich denken – was passiert, wenn der Betreiber des Komplexes noch mal wechselt, könnte unklar sein.

Es ging aber auch um den Punkt, dass der Abriss zweiter so alter Theater, der Abriss von Kultur, so in einer anderen Stadt vermutlich nicht denkbar sei. Ein 100 Jahre altes Haus abreißen? Würden die Pariser nie tun. Da würde die Stätte unter Denkmalschutz stehen. Aber mit der Erhaltung von Altem, von Geschichtlichem tun wir uns in Deutschland ja allgemein schwer.

So gab es am Ende stehende Ovationen für die beiden Theatermacher, und die Leute blieben noch lange im Saal, um zu gucken, um zu fotografieren.

Ein letztes Mal. Applaus. Aus.
Ein letztes Mal. Das Licht geht an, langsam gehen wir raus, ins Foyer.
Ein letztes Mal. Wiener mit Brot. Cola für 4 Euro.
Ein letztes Mal. Umgucken.
Ein letztes Mal. Durch das Foyer an der Kasse vorbei, raus auf den Kurfürstendamm.

Am Sonnabend ist „Tag der offenen Tür“, dann gibt es von 12 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt ein Bühnenprogramm im Theater, am Abend ist Party. Dann ist wirklich Schluss.
Am Sonntag fällt nebenan in der Komödie der letzte Vorhang. Da werde ich noch mal dabei sein.


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