Berlin Rebel High School

Sie waren schon auf normalen öffentlichen Schulen. Sie sind dort aber nicht so richtig klar gekommen. Sie wurden dort gemobbt, sie waren überfordert oder, ja, sie waren manchmal auch einfach nur faul.
Hanil zum Beispiel. Schule war für ihn lästig. Er brach ab. Alex kam mit dem Zwang zur Disziplin nie klar. Lena konnte mit Regeln auch nie etwas anfangen.
Nun aber ist ihnen klar: Sie wollen es noch mal versuchen. An einer öffentlichen Schule ist das aber kaum möglich, denn da würde ja alles von vorn losgehen, und für Gymnasien gibt es Altersbegrenzungen.
Sie besuchen stattdessen die Schule für Erwachsenenbildung (SFE) in Berlin. Es ist eine besondere Schule: Sie wird nicht gefördert, sie muss sich allein tragen. Alle – Lehrer und Schüler – sind Mitglied im Verein. Heißt auch: Die Lehrer werden von den Schülern bezahlt, über alle Fragen wird abgestimmt. Es gibt keinen Zwang, keine Noten. Und das seit 1973.

„Berlin Rebel High School“ begleitet so eine Klasse drei Jahre lang. Wir erfahren, warum die Leute dort sind, was sie für eine Geschichte haben, welche Ziele sie verfolgen. Wir sehen die Euphorie, den Frust. Denn natürlich läuft es – trotz der Nicht-Zwänge – nicht immer optimal. Wir lernen aber auch die Lehrer kennen, die gelassen, aber dennoch extrem engagiert sind.
Alexander Kleider ist es gelungen, eine sehr spannende Doku zusammenzustellen. Allerdings hatte er auch großes Glück mit seinen Protagonisten, die den Zuschauer mitfiebern lassen. Fortschritte und Rückschläge.
Nicht ganz haltbar ist allerdings die These, die Kleider, der selbst auf der SFE war, aufstellt. Dass diese Schule ein Vorbild für andere, für das öffentliche Schulsystem sein könnte. Denn es lässt sich schwer übertragen – denn normalerweise gehen die Schüler ja nicht freiwillig dorthin. Die jungen Leute im Film haben bereits eine längere Geschichte hinter sich und sind keine pubertären Pennäler.
Was der Film ebenfalls versäumt: Er verschweigt, wie viele Schüler dieser Klasse es denn letztendlich geschafft haben, ihr Abi zu bekommen. Denn am Ende konzentriert er sich auf einen kleinen Kern der Gruppe. Was mit den anderen passiert, bleibt offen. Wie überhaupt offen bleibt, wie hoch die Abi-Quote an der SFE ist. Das wäre eine wichtige, einordnende Info gewesen.
Aber dennoch: Eine erhellende, packende, spannende, traurige und lustige Doku.

Berlin Rebel High School
D 2016, Regie: Alexander Kleider
Neue Visionen, 91 Minuten, ab 0
8/10


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