Prag (2): Das Glockenspiel am Rathaus – überschätzt?

(1) -> 30.5.2017

Immer, wenn die volle Stunde naht, wird es voll vor dem Prager Rathaus. Die vielen Touristengruppen werden dann auch gezielt dorthin geführt. Denn dort befindet sich – wie alle sagen – eine der größten Prager Attraktionen: die Prager Rathausuhr, oder auch Aposteluhr genannt. Dabei handelt es sich um eine astronomische Uhr von 1410 – ein echtes Kulturdenkmal.
Immer zwischen 9 und 22 Uhr bimmelt sie nicht nur. Es erscheinen in den beiden Fenstern die Figuren der zwölf Apostel. Außerdem bewegen sich einige Figuren am Rand des Ziffernblattes.
Das ganze dauert eine gute halbe Minute.
Und ist, nun ja, irgendwie… lahm.

Man denkt ja, da passiert wer weiß was Aufregendes. Aber vielleicht darf man von einem 600 Jahre alten Bauwerk auch nicht mehr erwarten, und irgendwie ist es ja auch eine nette Sache. Aber eben nur nett.
Vielleicht hätte ich die Erwartungen einfach nicht so hoch schrauben sollen. Andererseits: Wir haben das Spektakel ein paarmal miterlebt. Und es wurde nicht aufregender. Dennoch ist es spannend, zu sehen, wie sich Stunde für Stunde der Platz füllt und am Ende oft sogar einige Leute applaudieren.

Wer unterdessen durch Prag läuft, wird sie immer wieder sehen: Bettler. Irritierend ist jedoch, wie sie betteln. Auf allen Vieren kauern sie am Straßenrand, den Kopf halten sie demütig nach unten. Vor ihnen steht ein Becher, in den Leute Geld werfen können.
Es ist ein durchaus verstörendes Bild. Es sind Menschen, die nicht einfach nur rumsitzen. Es sieht aus, als wollen sie den Menschen zeigen, dass sie bestraft sind. Und das sind sie ja ganz sicher auch, wenn sie betteln müssen. Aber das Signal, das sie durch ihre Haltung setzen, lässt sich nur schwer ignorieren.
Diese Art des Bettelns habe ich bislang nur in Prag gesehen.


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