Damals packte die Gemeinschaft mit an

MAZ-Serie „Jugendzeit“: Der Kremmener Club hinter dem Sportplatz erlebte seine Blütezeit Mitte der 90er-Jahre

MAZ Oranienburg, 7.3.2017

Kremmen.
Ganz viele Erinnerungen! Das ist das Gefühl, das Marlies Wendland hat, wenn sie heutzutage durch die Räume des Kremmener Jugendclubs läuft. „In acht Jahren hat sich nicht so viel getan“, sagt sie, und man weiß nicht genau, ob das ein Lob oder eher negativ gemeint ist. Acht Jahre, so lange ist sie schon raus aus dem Klubbetrieb, von 1996 bis 2009 hat sie dort gearbeitet. Einige Freundschaften mit den damaligen Jugendlichen halten sich bis heute.

„Mit zwölf habe ich angefangen, in den Klub zu gehen“, erzählt Alexandra Luge. Noch als sie schwanger war, besuchte sie die Räume, und mit dem Kind gab es dann sogar einen Jungmüttertreff. „Jeder wusste, dass wir hier gut aufgehoben sind. Die Freunde waren hier, es entwickelten sich neue Freundschaften, und es fanden sich Pärchen.“

Viele Feste sind im Klub gefeiert worden. „Einmal hatten wir eine Live-Band hier“, erinnert sich Marlies Wendland. Ansonsten stand damals Scooter hoch im Kurs. „Ich durfte die Technozeit mitmachen“, sagt die damalige Klubchefin und schmunzelt. Wenn es nach den Teenies gegangen wäre, wäre die laute Musik acht Stunden gelaufen, „aber wir haben uns geeinigt, dass eine Stunde Technomusik gespielt wird – und dann eine Stunde Marlies-Musik, die leichtere Woge.“
Mehr als Lautstärke vier am Radio sei nicht drin gewesen. Als mal jemand kam und es lauter gedreht werden sollte, sei gleich Protest gekommen: „Das wird nur auf Vier gestellt“, hieß es dann. „Später ist mir aufgefallen, dass es an der Anlage gar keine solche Zahlen gab“, erzählt Marlies Wendland und lacht wieder. Der Club sei ihr zweites Zuhause gewesen.

Die Klubgemeinschaft war Mitte und Ende der 90er-Jahre eine besondere – denn sie packte mit an. Sei es beim Kochen, beim Malern oder beim Verlegen von Gehwegplatten. Wer sich die Fotoalben ansieht, wird feststellen: Die damalige Jugend gestaltete sich ihren Club an vielen Punkten selbst, und das machte diese Gemeinschaft aus, betonen alle. Auch neue Leute sind gern aufgenommen worden: „Mir wurde das damals sehr leicht gemacht“, erzählt Annekatrin Busse. „Damals haben ja auch viele Jungs eine Freundin gefunden, und die haben sie auch mitgebracht“, erzählt Alexandra Luge. „Klar kamen wir ihnen auch schnell ins Gespräch.“

Aber nicht alle mochten sich. Die Leute aus dem Kremmener und dem Flatower Klub seien sehr gegensätzlich gewesen, sagt Marlies Wendland. „Die Jugendlichen waren sich spinnefeind, und ich wollte das ändern. Ich habe es dann gewagt, eine gemeinsame Veranstaltung zu organisieren.“ Und hat es geklappt? „Es entwickelte sich.“
Den Jugendlichen kamen die langen Öffnungszeiten entgegen. Unter der Woche war immer bis 21 Uhr, freitags und sonnabends sogar bis 23 Uhr geöffnet. „Damit jede Altersgruppe was davon hatte“, erinnert sich die damalige Chefin. „Der Club war für uns immer zugänglich“, Michaela Barthe. „Er war immer da, wenn man ihn brauchte.“

Heute sei es schwer, die Jugendlichen für den Club zu begeistern: „Es müsste eine kleine Gruppe geben, die anfängt, was aufzubauen, neue Ideen hat, neue Programme“, sagt Alexandra Luge. Inspiration müsse aber auch von der Clubleitung kommen.


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