Der Oranienburger Parkzonen-Irrsinn

Seit Montag gilt in der östlichen Innenstadt von Oranienburg die neue Parkraumbewirtschaftungsordnung. Mit mit jedem Tag wundere ich mich ein bisschen mehr darüber.
Zwischen Lehnitzstraße, Krebststraße, Bahndamm und Liebigstraße gibt es keine kostenfreien Parkplätze mehr. Überall stehen Parkautomaten. Keine Ausnahmen.

Nun ja. Inzwischen ist klar: Es gibt doch noch eine Menge kostenfreier Parkplätze. Längst nicht überall stehen Parkautomaten, und überhaupt scheint man da was eingeführt zu haben, was gar nicht genug Kohle bringt, sondern nur die Pendler verscheuchen soll. Di findet man nämlich störend.

Als Bewohner dieses Viertels habe ich mir schon immer gewünscht, dass es Bewohnerparkausweise gibt. Als ich das vor einigen Jahren dem Ordnungsamt vorschlug, haben die mein Ansinnen gar nicht verstanden. Dachten, dass ich einen ganz bestimmten Parkplatz haben wollte – ein Mitarbeiter meinte, das gäbe es nur für Behinderte. Damals wusste man also mit solchen Ausweisen gar nichts anzufangen.
Jetzt gibt es sie. Das ist erst mal gut für mich. Denn nun kann ich für 20,45 Euro im Jahr in der City-Ost parken, wo ich will, ohne zu zahlen.

Allerdings gibt es beispielsweise im Hinterhof Mittelstraße gar keine Zahlungspflicht. War allerdings in den Stadt-Ankündigungen keine Rede von. Der Hof ist aber Privatgelände, deshalb gibt’s da keinen Automaten, und deshalb bleibt dort die 2-Stunden-Parkscheiben-Regelung.
Und im Rondell Mittelstraße wird es auch keinen Automaten geben – angeblich weil der sich nicht rentiert, weil da angeblich ja nur Anwohner parken. Beides ist Quatsch.
In der Bernauer Straße gibt es einen Automaten für gerade mal sechs Stellplätze, und da soll sich ein Automat im Mittelstraße-Rondell nicht refinanzieren? Auch dort park(t)en Pendler. Hat man morgens gut beobachten können, wenn die Anwohner raus- und die Pendler reinfuhren ins Rondell. Aber nein, die Stadt weiß es ja besser. Keine Pendler dort.
Die Frage ist nur: Wird dort trotzdem kontrolliert, ob die dort Parkenden Anwohnerparkausweise haben? Und wer keinen hat – der soll sich also erst mal einen Parkscheinautomaten suchen – um zwei Ecken laufen? Touristen sollen also erst mal durchs Viertel irren, weil der Automat ganz woanders, nicht im Blickfeld steht? Kommt die Stadt damit rechtlich durch, wenn jemand gegen ein Knöllchen Einspruch erhebt?
Und falls dort nicht kontrolliert wird: Kann mir mir da als trotzdem zahlender 20,45 Euro-Ausweisinhaber nicht verarscht vorkommen?

Und dann die Automaten. Da hat die Stadt wohl die billigsten, unmodernsten genommen. Die Dinger geben kein Wechselgeld raus, und dass man ja heutzutage auch bargeldlos mit dem Smartphone zahlen könnte – auf die Idee ist auch keiner gekommen. So von wegen moderner Service. Das haben sie erstaunlicherweise dafür in der Nachbarstadt Hennigsdorf nun eingeführt. Die sind da weiter.

So richtig informieren wollte die Verwaltung die Einwohner auch nicht. Ja, im Amtsblatt stand’s drin. Aber bei so einer einschneidenden Änderung, die auf die Einwohner zukommt, ist es doch wohl nicht zu viel verlangt, dass die Verwaltung die Info zum Bürger bringt – und nicht andersrum. Da sitzen sie wohl auf einem allzu hohen Ross, da im Schloss.
Hinzu kommt die kurze Vorbereitungszeit. Dass die Regelung kommt, steht lange fest. Dass sie am 2. Mai kommt, das wurde Mitte April im Amtsblatt (und nur da) bekannt gemacht. Die Presse erhielt entsprechende Mitteilungen gar erst drei Tage vorher (!). Die Automaten wurden fünf Tage vorher aufgestellt. In so kurzer Zeit schafft es kein Amt, die Ausweise auszustellen.

Wie gesagt: So gut für mich persönlich diese Regelung und dieser Ausweis ist – so mies ist die Umsetzung, und so unverschämt ist der grundsätzliche Ansatz: Man will die Pendler raushaben aus der City. Ist nur blöd, wenn man einen Regional- und S-Bahnhof hat, der stark frequentiert ist – nicht nur von Oranienburgern.
Nun hat man zwar die Parkzone, aber für die Pendler, die man vergrault, keine Ersatzparkplätze. Der große P+R-Platz ist eh schon immer voll, das neue Parkhaus soll… tja, soll kommen. Wenn es 2017 oder 2018 Fördergelder gibt. Vielleicht steht es dann 2020. Vielleicht. Oder auch nicht.
Manchmal finde ich es schockierend, was Verwaltungen so beschließen – und was Stadtverordnete auch noch absegnen.


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Kommentare

2 Antworten zu „Der Oranienburger Parkzonen-Irrsinn“

  1. regina

    es gibt nicht nur Pendler die weiter fahren mit der Bahn, sondern in Oranienburg arbeiten.
    Leider werden dadurch natürlich viele Parkplätze besetzt.
    Ich frage mich, was würde ich tun wenn man mich vergraulen würde, weil es einfach zu wenig Parkplätze gibt?
    Ohne Pendler könnten einige Geschäfte schließen in Oranienburg.
    Es gibt noch einige Hinterhöfe vor dem Bahnhof, diese bieten einen Stellplatz für 2 euro an am Tag.
    Wahrscheinlich inzwischen auch schon zugeparkt.

  2. RT

    Ja, diese 2-Euro-Parkplätze sind sicher ein gutes Geschäft, wobei auch dort sich schon viele Dauerparker eingemietet haben.

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