Sören Kohlhuber: Deutschland, deine Nazis

Wenn der Journalist Sören Kohlhuber bei Neonaziaufmärschen auftaucht, dann kennt man ihn schon. Kohlhuber beobachtet seit Jahren die rechte Szene, deren Aufmärsche, Konzepte, Wortführer und Mitläufer – und das Verhalten der Polizei.
2014 reiste er für sein Buch „Deutschland, deine Nazis“ durch ganz Deutschland, um Neonazidemos zu beobachten – von Magdeburg im Januar bis Oranienburg im Dezember.

Der Stil ist im Große und Ganzen recht nüchtern. Es wird von Demo zu Demo beschrieben, was passiert, wer agiert und wie die Reaktionen sind. Was man über die Neonazis erfährt, ist bedrückend, wenn auch selten ganz neu. Klar wird, dass gerade in Ostdeutschland gewisse Strukturen zu bestehen scheinen – dessen Anhänger von Demo zu Demo reisen. Da wird dann schnell klar, dass der Abendspaziergang besorgter Oranienburger Bürger in Wahrheit eher ein Aufmarsch von Neonazis aus dem gesamten Umland ist. Und natürlich halten die Neonazis Kohlhuber wegen dessen permanenten Berichterstattung für linksextrem, befangen und natürlich für einen Teil der Lügenpresse. Kohlhuber muss einiges über sich ergehen lassen, und erstaunlicherweise scheint ihm das wenig auszumachen.
Interessant ist vor allem auch das von ihm beschriebe Verhalten der Polizei von Bundesland zu Bundesland. Da wird behindert oder nicht verhindert, dass Journalisten frei Bericht erstatten.
Kohlhuber schreibt über 2014. Und im Grunde ging es erst mit der Flüchtlingsproblematik in der zweiten Jahreshälfte oder dann 2015 mit den wirklich vielen Demos richtig los. In diesem Buch geht es gewissermaßen um das Vorspiel. Wer weiß, wie bedrückend und dick ein Buch über 2015 gewesen wäre.

Sören Kohlhuber: Deutschland, deine Nazis
Epubli, 223 Seiten
7/10


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