Immer auf die Leute zugehen: Das hat sich bewährt

Astrid Braun ist nicht nur Ortsvorsteherin von Groß-Ziethen, sie kümmert sich um Hunde und Pferde, um den Heimatverein und vieles mehr

MAZ Oberhavel, 9.1.2016

Groß-Ziethen.
Sie kümmert sich. Wenn Leute bei ihr anrufen, dass sich Schafe auf die Dorfstraße verirrt haben, macht sie sich in die Spur. „Obwohl das vielleicht gar nicht immer meine Aufgabe ist. Aber ich mache das dann.“
Astrid Braun ist nun ein gutes Vierteljahr Ortsvorsteherin im Kremmener Ortsteil Groß-Ziethen. „Ich wollte nicht nur zu Hause sitzen und meckern, ich wollte mich einbringen und kann das zeitlich auch“, sagt die pensionierte Polizistin.
Erst seit 2014 beschäftigt sie sich überhaupt aktiv mit der Stadtpolitik, war seitdem stellvertretende Ortschefin. Nach dem Rücktritt von Gerhard Mittelstädt „habe ich noch mal überlegt“, erinnert sie sich. „Aber ich bin von vielen Leuten angesprochen worden und habe viel Bestätigung bekommen.“ Sie übernahm den ehrenamtlichen Job. „Es macht Spaß, mich einzubringen.“ Und es gibt immer was zu tun in Groß-Ziethen: der neue Gehweg, die marode Straße, herrenlose Tiere, Müll im Dorf – „und viel Kleinkram“, sagt Astrid Braun und lächelt. Wenn es darum geht, Missstände zu ändern, dann ist sie beharrlich. „Wenn etwas nicht funktioniert und sich keiner kümmert, komme ich eben wieder, um daran zu erinnern“, sagt sie. „Es gibt sicherlich Leute, denen ich damit auf den Wecker gehe, aber damit kann ich gut leben.“

Ursprünglich kommt sie aus Berlin-Wilmersdorf. Sie hat einen Realschulabschluss und absolvierte eine Lehre als Cutter-Assistentin. Sie wollte zum Film. „Das fand ich toll“, sagt sie. „Aber ich war ich blauäugig.“ Als Cutterin ging es darum, Filme zu schneiden. „Aber ich hätte mir ein Leben im Dunkeln bis 65 nicht vorstellen können.“
1979 lernte sie Uwe kennen, ihren späteren Mann. Er war damals berittener Polizist. Das fand sie spannend. Sie ging zur Polizei, arbeitete ab 1983 im Streifendienst in Tempelhof und Kreuzberg. „Inklusive Verkehrsopfer und Kinderleichen. Da legt man sich einen dicken Pelz zu. Aber zu Hause muss man abschalten können.“ 1985 begann sie die Grundausbildung als Polizeireiterin. „Ich habe Pferde von Kindheit an geliebt. Pferde und Hunde sind meine Passion.“ Mit dem Pferd war sie in Wäldern, Grünanlagen und auf Feldern unterwegs – bis 1994. Ihr Pferd überschlug sich und starb, Astrid Braun verletzte sich schwer. „Ich hatte erstaunliches Glück, aber der Heilungsprozess war lang.“ In den Dienst konnte sie danach aber nicht mehr zurück, das stand 1998 fest: Vorruhestand. Ein Schock? „Damals habe ich das nicht so gesehen, erst später ist mir klar geworden, wie sehr ich den Dienst und die Kollegen vermisse.“

1994, kurz vor dem Unfall, zogen die Brauns nach Groß-Ziethen. „Wir wollten im Grünen leben und schauten uns hier um.“ Dass Groß-Ziethen die neue Heimat wurde, war ein Zufall, durch eine Zeitungsanzeige kamen sie dorthin. Verliebt, aber skeptisch – so der erste Eindruck damals. Die Renovierung des Hauses war aufwendig. Im Dorf aber sind die Brauns gut und schnell aufgenommen worden. Kontakte zu knüpfen sei recht einfach gewesen, sagt sie.
Ihren Vorruhestand nutzt Astrid Braun für viele Aufgaben. Die Aufzählung ist lang. Sie ist im Vorstand des Heimatvereins Groß-Ziethen, des Hundesportvereins Kremmen-Schwante, Mitglied im Feuerwehr-Förderverein, beim Drums Alive in Kremmen und Oranienburg, Schriftführerin in der Jagdgenossenschaft und Jagdpächterin. Außerdem kümmert sie sich um mehrere Web- und Facebook-Seiten.
Hinzu kommen ausgedehnte Spaziergänge mit Hund Chester, einem Parson Russell Terrier. „Und Essen ist eine der großen Leidenschaften.“ Viele Hobbys, viele Aufgaben. Und nun auch Ortsvorsteherin. „So wie im Moment macht es mir Spaß, ich fühle mich ausgefüllt.“

Ihre nächsten Ziele für Groß-Ziethen: die maroden Nebenstraßen sanieren und die Attraktivität des Spielplatzes steigern. Wichtig sei, immer auf die Leute zuzugehen. „Das hat sich bewährt.“ Ob sie auch mal ins Stadtparlament will? „Im Moment nein.“ Ausschließen will sie es aber auch nicht.


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