Zum Totensonntag werden die Gräber abgedeckt. Mit speziellen Gebinden oder Zweigen oder was sonst noch schön aussieht. Das ist Brauch in Deutschland.
So ist das auch auf den verschiedenen Gräbern unserer Familie, und immer am Totensonntag gehen wir auf den städtischen Friedhof in Oranienburg, um der kurzen Andacht zu lauschen und ans Grab meiner Oma zu gehen. Zum letzten Mal übrigens, weil sie im nächsten Jahr 20 Jahre tot ist und das Grab dann geräumt wird.
Im Herzen wird meine Oma natürlich trotzdem immer bleiben – und auf Fotos und durch Erinnerungsstücke.
Ob wir dann 2016 zum Totensonntag wieder auf den Friedhof gehen, wissen wir noch nicht. Ich weiß aber, dass wir dann kein Gebinde oder Blumen mitbringen.
Es ist ein Ritual, das mir ein wenig fremd erscheint. Vor einem Denkmal auf dem Friedhof legen die Leute Totensonntag Blumen ab, dazu Kerzen, Gebinde und einiges mehr.
Ich kann ja verstehen, dass man damit an seine Lieben denkt, aber die Art und Weise verstehe ich nicht. Ich sehe irgendwie keinen Sinn darin, irgendwohin irgendwas abzulegen, das an dieser Stelle irgendwie keinen Nutzen hat. Dann stelle ich lieber zu Hause eine Kerze hin und denke an diese Person, um die es geht.
Am seltsamsten wirkte eine Frau, die am Sonntag während der Predigt des Pfarrers den Weg langlief. Sie hatte ein Gebinde in der Hand, das sie scheinbar gerade im Blumenladen nebenan gekauft hat. Sie lief auf das anonyme Gräberfeld zu einer bestimmte Stelle. Sie schmiss ihr Gebinde ab – liebevoll war das jedenfalls nicht. In Gedenken an irgendjemanden kann das auch nicht gewesen sein. Sie hielt auch nicht kurz inne. Sie schmiss das Ding ab, machte kehrt und lief zurück.
Ich finde, so was kann man sich dann auch echt sparen.
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