Treffpunkt Tibors Grillbar

Am 30. Oktober spielt die Stern Combo Meißen in Oranienburg – die Stadt ist mit Erinnerungen verbunden

MAZ Oberhavel, 17.10.2015

ORANIENBURG
Wenn am 30. Oktober die Stern Combo Meißen in der Orangerie auftritt, dann ist Oranienburg für die Band keine ganz unbekannte Stadt. Martin Schreier, eines der Urgesteine der Gruppe, lächelt. Er erinnert sich an einen Freund, der eine Kneipe an der Hauptstraße hatte. Die Rede ist von „Tibors Grillbar“, zu DDR-Zeiten eine echte Institution an der damaligen Straße des Friedens, der heutigen Bernauer Straße. „Wir sind da auch mal ab und zu eingekehrt“, erzählt Martin Schreier.
Auch den Bassisten Harry Jeske verbinden sie mit Oranienburg. Jeske war Mitglied der Puhdys. „Er konnte ja immer mal wieder in den Westen und hat uns mal Mikros und Lautsprecher besorgt“, erinnert sich der Musiker.

Gerade mal 16 Jahre alt war er, als er die Band gegründet hat. „Wir haben uns als Teenies zusammengefunden“, erzählt er. Überwiegend stammten sie aus dem Bekanntenkreis. Sie haben internationale Songs geprobt. Rock’n’Roll. Die Stones. „Uns sprach dann jemand an, ob wir auftreten wollen.“ Sie wollten. Am 23. September 1964 war das, in Meißen, auf einer Rentnerfeier. „Unser erstes Benefizkonzert“, sagt Martin Schreier im Rückblick. „Eigentlich war das nicht unser Ansatz. Er wollten Beat- und Popmusik für Jugendliche spielen.“
Stück für Stück hat sich die Band hochgearbeitet, Anfang der 70er-Jahre wechselte sie ins Profilager. Und nicht nur das: „Irgendwann kamen wir auf die Idee, selbst tätig zu werden.“ Heißt: eigene Stücke spielen und ein Album veröffentlichen. Die erste LP war ein Live-Mitschnitt eines Konzertes und gleich ein Riesenerfolg. Sie wurde, so erinnert sich Martin Schreier, bis zu 400 000-mal verkauft. Die Plattenfirma Amiga hatte die Band zunächst boykottiert, doch schließlich kam sie nicht mehr um sie rum. Die Stern Combo Meißen spielte anspruchsvolle, vielschichtige, zeitlose Musik, oft sind klassische Werke in ihren Songs verarbeitet worden. Damit traten sie überall in der DDR auf, auch beispielsweise in der Sowjetunion liebten die Leute die Gruppe.
1982 kam aber der erste Schnitt. Der musikalische Zeitgeist hatte sich geändert, im Westen – und in der DDR natürlich auch – war die Neue Deutsche Welle angesagt. Die Stern Combo hatte bis zu dem Zeitpunkt schon auf jeder Bühne des Landes gestanden. „In den Westen durften wir nicht“, sagt Martin Schreier. Es schlich sich ein wenig Routine ein, die Plattenverkäufe gingen zurück, die Band orientierte sich am neuen Geschmack.
Nach der Wende wurde es dann zunächst vollkommen ruhig. „Die Luft war auch raus“, so der Bandgründer. Bis 1996. Manager Detlef Seidel, ebenfalls ein treuer Begleiter der Stern Combo Meißen, sorgte für das Comeback. „Die Euphorie beim ersten Konzert in Riesa war groß“, erinnert sich Detlef Seidel.

Es sind vor allem die Fans von früher, die der Band treu sind. „Es ist schwierig, an junge Leute heranzukommen“, sagt Martin Schreier. Auch weil die Stern Combo im Radio und im Fernsehen so gut wie nicht vorkommt. „Die Kulturlandschaft und die Medien sind heute total anders gestrickt. Warum wir keinen Weg ins Radio oder ins Fernsehen finden, wissen wir nicht.“ Immerhin, zum 50. Bandgeburtstag im vergangenen Jahr waren sie in einer MDR-Sendung zu Gast.
Frischen Wind – und damit auch jüngere Fans – bringt aber der erst 31-jährige Sänger Manuel Schmid. „Er kam zur Probe und kannte unser ganzes Repertoire“, erinnert sich Martin Schreier. Die Band war begeistert und Manuel an Bord. „Ein Wunderkind.“

Die Stern Combo Meißen ist auch noch lange nicht am Ende. „Wir sind voller Enthusiasmus“, sagt Manager Detlef Seidel. Bald erscheint eine neue CD und eine DVD. Dabei handelt es sich um den Zyklus „Bilder einer Ausstellung – The Rock Version“ nach Modest Mussorgski. Die Musiker spielten gemeinsam mit dem Leipziger Symphonieorchester und dem Landesjugendchor Sachsen . „Das war eine tolle Sache“, sagt Martin Schreier.
Jetzt aber freuen sie sich erst einmal auf Oranienburg und den Auftritt in der Orangerie.


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