Island (1): Wale auf 11,12 und 1 Uhr!

Ein wenig fühlte ich mich wie bei der versteckten Kamera. Seit weit mehr als einer Stunde waren wir auf dem Meer vor Reykjavik unterwegs. Wir alle standen draußen auf dem Schiff und suchten das Wasser ab. Oben, auf einem Aussichtspunkt, stand ein junger Mann, und sagte ständig auf Englisch: „Oh, da ist ein Wal auf 12 Uhr!“ – „Wow, noch einer, auf 1 Uhr.“ – „Wahnsinn, da ist einer auf 11 Uhr!“
Allerdings: Ich habe nichts gesehen. Während alle um mich herum begeistert waren, kam ich mir verarscht vor. Wo sind sie denn, die doofen Wale?

Eine Woche Island. Lange haben wir uns darauf gefreut, und im Gegensatz zu diversen Reisen in diesem Jahr, die kurzfristig ausfielen, machten wir uns tatsächlich auf den Weg. Wer nach Island will, muss nach Keflavik. Dort ist der internationale Flughafen, etwa 45 Minuten von Reykjavik entfernt. Auch unter Hotel in Kopavogur war nicht allzu weit von der nördlichsten Hauptstadt der Welt.

Und das erste Highlight: Walwatching.
Die Organisatoren der Reise neigen immer gern zu Übertreibungen: Reisetabletten seien wohl angebracht, wenn wir mit dem Schiff unterwegs sind.
Vermutlich gibt es Touren, wo sie notwendig sind – wir hatten Glück. Der Wellengang war recht erträglich.

Aber die Wale, wo waren sie? Der junge Mann im Ausguck war schon ganz begeistert, während ich noch suchte.
Aber dann: die Finne eines Wals! Jetzt hatte ich ihn auch im Visir. Als er tauchte, präsentierten sie dann auch mal die Schwanzflossen.
Alle Leute hatten ihren Fotoapparat dabei. Die meisten quetschten sich – um sich vor Wind und Regen zu schützen – in einen dicken Overall. Den anzuziehen, ist gar nicht so einfach. Man kommt sich dann zwar ein wenig wie eine Wurst vor – man friert und schwitzt aber nicht.

Ich war ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits war das alles total toll. Auf hoher See, auf einem kleinen Schiff. Wind und Wellen. Und die Wale. Andererseits ist es aber irgendwie auch albern. Völlig hysterisch starrt man auf die Wale, die man auch nicht wirklich in der ganzen Schönheit sieht. Und irgendwie ist es auch merkwürdig, dass da nun Schiffe umhertuckern, für Lärm und viele Abgase sorgen, um die Tiere zu beobachten und, ja, auch zu stören.
Insofern hatte diese ohne Zweifel spannende Tour auch seine Schattenseiten.

Rein von der Sache her hat es sich aber gelohnt. Wir haben viele Wale gesehen, ganze Schwärme von Delphinen – und viele fotografierende Touris.
Bei strahlendem Sonnenschein (das muss man immer lobend erwähnen, wenn man in Island ist) fuhren wir nach vier Stunden wieder in den Hafen von Reykjavik ein.


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