Das Ehepaar Wermann bietet Musik- und Theaterkurse für Kinder an und veranstaltet Konzerte
MAZ Oranienburg, 21.8.2015
SCHWANTE
Diese Wermanns! Das dachten sich wohl die Freunde von Monta und Jochen Wermann, als sie sich vor einigen Jahren in der heruntergekommenen Scheune neben dem Schwanter Wasserturm umgesehen hatten. „Sie machten betretene Gesichter“, erinnert sich Jochen Wermann und lächelt. „Die haben uns für bescheuert gehalten.“
Doch inzwischen ist aus dem Gehöft etwas richtig Gutes geworden. Das Ehepaar gibt in ihren Räumen seit einigen Monaten Musik- und Theaterunterricht, vorrangig für Grundschüler. 30 bis 35 Kinder sind schon dabei, obwohl sie noch gar keine wirkliche Werbung für sich gemacht haben. Es findet Unterricht unter anderem für Klavier, Geige, Blockflöte und Schlagzeug statt. Hinzu kommt die musikalische Früherziehung und das Theater. Damit sind die Wermanns offenbar auf eine große Lücke gestoßen. „Da gibt es echten Bedarf, Kinder wollen so was gern machen.“
An der Nashorn-Grundschule in Vehlefanz haben sie sich schon vorgestellt und kurze Programme aufgeführt, das nächste Mal zur Einschulung am 29. August. Dann zeigen ihre jungen Schüler, was sie schon gelernt haben. „Man hat das Gefühl, die Kinder gehen auf wie eine Blume“, erzählt Jochen Wermann. Sie werden selbstsicherer und sehen, wie sie Ängste in den Griff bekommen. Bald wollen sie auch in anderen Grundschulen auf sich aufmerksam machen.
Monta Wermann (31) stammt aus Riga in Lettland, 2004 zog sie nach Berlin, sie studierte Violine an der Hanns-Eisler-Musikhochschule und besuchte die Londoner Royal Academy of Music. Sie spielte im Deutschen Symphonieorchester und hatte auch Angebote für Festanstellungen. „Aber das Leben ist zu kostbar“, sagt sie. Sie entschied sich für die Familie. Dafür, nicht permanent auf Reisen zu sein. Nun gibt sie die Kurse, ist Musiklehrerin am Louise-Henriette-Gymnasium in Oranienburg und hat hin und wieder aber auch noch Auftritte.
Ihr Mann Jochen (51) stammt aus Hessen und studierte Musik- und Theaterregie in München. Er arbeitete an der Berliner Schaubühne als Regie-Assistent, schrieb auch eigene Stücke und Drehbücher (unter anderem für die RTL-Serie „Cobra 11“). Gerade arbeitet er an einem Krimiroman, der in Schwante spielt.
Ihre Scheune am Wasserturm haben sie weitgehend selbst ausgebaut, nur für die Heizung holten sie sich eine Firma. Dass sie von Berlin raus aufs Dorf gezogen sind, hat vor allem mit ihrem Sohn zu tun. „In Berlin fehlte es an der Schule an allem“, erzählt Jochen Wermann. Das Grundstück in Schwante gehörte ihnen schon, über die Schule in Vehlefanz hatten sie schon viel Gutes gehört. Also beschlossen sie, rauszuziehen. „Das war der Motor, so fing es dann an“, so der 51-Jährige.
Nachdem sie bei einem hiesigen Benefizkonzert auftreten, lebten sie sich in der Region so richtig ein. Inzwischen ist auch das Haus fertig, ihr gemeinnütziger Verein gegründet. Die Zukunft kann kommen.
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