Seeadler aus Detmold in Sommerfeld eingefangen

Passanten der Klinik entdeckten den Vogel, der ruhig auf einem Papierkorb saß

MAZ Oranienburg, 18.6.2015

SOMMERFELD
Besucher der Sommerfelder Sana-Klinik machten am Dienstagnachmittag eine ungewöhnliche Entdeckung: Auf einem Papierkorb hockte ein Seeadler. „Der saß da einfach nur“, erzählte gestern Katrin Schneider. Die Beetzerin war auf dem Klinikgelände zu Besuch. „Er schien keine Angst zu haben.“ Dennoch bildete sich eine kleine Menschentraube. „Die Leute hielten aber einen Sicherheitsabstand.“
Wie Zeugen berichten, sei es zunächst gar nicht so einfach gewesen, jemanden zu verständigen, der sich für das Tier auch zuständig fühlte. Sowohl die Polizei als auch die Feuerwehr erklärten, dass der gefundene Seeadler kein Thema für sie sei. Ein Besucher der Klinik rief daraufhin beim Naturschutzbund (Nabu) an, doch dort erklärte man dem Anrufer, dass derzeit niemand kommen könne.
Katrin Schneider rief dann bei Astrid Braun in Groß-Ziethen an. „Ich habe daraufhin den Falkner Mario Loercke aus Zehdenick verständigt“, erzählte die Jagdpächterin gestern.

Loercke brauchte etwa 40 Minuten, bis er in Sommerfeld eintraf. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Anrufe aus Sommerfeld“, berichtete der Falkner gestern im Gespräch mit der MAZ. Es sei nicht ungefährlich, so einen Vogel einzufangen. „Adler haben eine enorme Kraft“, so Mario Loercke. „Deshalb fasse ich ungern fremde Vögel an.“ Bei dem Tier in Sommerfeld handelte es sich ganz genau um einen amerikanischen Weißkopfseeadler. Als der Zehdenicker auf dem Klinikgelände ankam, versuchte er, das Tier mit Futter zu locken – was ihm schließlich auch gelang. „Da muss man halt ein bisschen tricksen“, so Mario Loercke.
Glücklicherweise war der Vogel markiert, so dass schnell klar war, woher er stammte: Am Sonnabend ist er während einer Vorführung aus der Adlerwarte Berlebeck in Detmold (Nordrhein-Westfalen) getürmt. „Es herrschte schwüles Thermikwetter, da fliegen sie gerne weite Strecken“, sagte Mario Loercke. Es hätte auch gut sein können, dass das Tier bis nach Polen weitergeflogen wäre.

Der Zehdenicker nahm es über Nacht zu sich. Gestern Vormittag kam ein Lehrling aus Detmold, um den Seeadler mitzunehmen. Enttäuscht ist Mario Loercke über den Finderlohn: Freikarten für die Detmolder Adlerwarte. „Bei dem Aufwand, den ich hatte, war das ein bisschen schäbig.“


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