Alzheimer. Opa Amandus (Dieter Hallervorden) hat nur noch Honig im Kopf, sagt er. Er vergisst, was gestern war. Er vergisst, was heute ist. Aber wenn er Glück hat, fällt ihm wieder ein, was vorgestern war.
Sein Sohn Niko (Til Schweiger) will zunächst nicht wahrhaben, dass sein Vater krank ist, dass er nicht mehr allein leben kann. Aber Amandus verlegt Sachen, verwechselt Orte und Personen, vergisst, was er zu erledigen hat. Niko beschließt, seinen Vater bei ihm aufzunehmen, muss aber bald feststellen: Es reicht nicht. Man braucht Zeit, viel Zeit, um einen Alzheimerkranken unter Kontrolle zu halten. Als sich Niko um einen heimplatz kümmert, beschließt Tochter Tilda (Emma Schweiger), mit ihrem Opa abzuhauen. Es beginnt ein echter Roadtrip.
Ein Hoch auf die Familie, möchte man rufen. Ein Hoch auf den Mut, auf die Zivilcourage. In vieler Hinsicht ist Til Schweigers neuer Film „Honig im Kopf“ bemerkenswert. Er erzählt eine sehr rührende, aber auch Mut machende Geschichte. Davon, dass man sich zusammenraufen muss. Dass man überlegen muss, wie weit man gehen kann, wo die eigenen Grenzen liegen und was Liebe rechtfertigt und was nicht mehr. Wie man mit Kranken umgeht. Es geht um Respekt, um Liebe, um Aufopferung, aber auch um Spaß und Lebensfreude.
Emma Schweiger spielt ein atemberaubend mutiges Mädchen, dass den Kampf gegen Opas Krankheit spielerisch leicht aufnimmt. Dieter Hallervorden ist einmal mehr in einer ernsten, starken Rolle zu sehen, die aber auch viel Komik zulässt – Tragikomik.
Für einige Zuschauer ist das wahrscheinlich ein bisschen schwierig, denn die allermeisten lustig wirkenden Szenen sind in Wirklichkeit tieftraurig. Man lacht unter Tränen, und es sind keine Lachtränen.
Bemerkenswert ist übrigens auch der Einsatz von Samuel Koch, der einen Bahnticketverkäufer spielt. Koch, der im Dezember 2010 durch seinen schweren Unfall bei „Wetten, dass…?“ im Gedächtnis geblieben ist, hat in „Honig im Kopf“ eine kleine, aber feine Rolle. Im Film ist von seiner körperlichen Beeinträchtigung im wahren Leben nichts zu merken, sie spielt im Film keine Rolle, ist da nicht existent. Großartig!
Dass „Honig im Kopf“ mit weit mehr als zwei Stunden dann doch etwas arg lang geraten ist, dass einige Szenen durch verwirrend schnelle Schnittfolgen auffallen – fast vernachlässigbar. Am Ende bleibt ein ssehr sehenswerter Film.
Honig im Kopf
D 2014, Regie: Til Schweiger
Warner, 139 Minuten, ab 6
9/10
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