Görliwood

Wer durch Görlitz, der am östlichsten gelegenen Stadt Deutschlands, spaziert, fühlt sich wie im Museum. Die Stadt blieb im Zweiten Weltkrieg fast komplett verschont von Bomben. So sind die Straßen gesäumt von alten Häuserblocks, an den Marktplätzen stehen alte Rathäuser, Hotels und viele andere historische Bauten. Görlitz hat etwa 4000 meist schon restaurierte Baudenkmale. Nirgendwo kann man sich wohl ein so großes, original erhaltenes Gründerzeitviertel ansehen wie in der ostsächsischen Stadt.

Deshalb ist Görlitz gleichermaßen spannend wie beklemmend. Man fühlt sich in eine andere zeit zurückversetzt. Kein Wunder, dass Filmemacher Görlitz für sich entdeckt haben. Dort stehen die Kulissen, die anderswo erst mühsam aufgebaut werden müssen. In „Görliwood“ entstanden „Der Vorleser“, „The Grand Budapest Hotel“ oder „Inglourious Basterds“.

Mit einem Oldtimerbus ging ich auf große Standrundfahrt. Wir zuckelten über die schmalen, holprigen Straßen, und überall gab es was zu Staunen. Natürlich durfte auch ein Abstecher in die Oststadt nicht fehlen, dem heutigen Zgorzelec in Polen. Einmal über die Neiße gefahren, und schon sprechen die Menschen, obwohl es sich gewissermaßen immer noch um Görlitz handelt, eine andere Sprache.

Es heißt vielerorts, Görlitz sei die schönste Stadt Deutschlands. Das ist sie nicht. Görlitz gehört jedoch ohne Zweifel zu den interessantesten Städten. Wer eine Zeitreise wagen will, der sollte nach Ostsachsen fahren.


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