Panda am Tatort

Ein Leben im Rhythmus: Chris Lippert aus Borgsdorf spielt in vier Bands und arbeitet als Studiomusiker

MAZ Oranienburg, 1.2.2012

Gerade trat der 25-Jährige mit dem Jazzkomplott auf. Für Panda arbeitet er an neuen Songs. In Filmen läuft seine Musik schon mal im Hintergrund.

BORGSDORF
Irgendwann musste sich Chris Lippert entscheiden: Berufsmusiker oder doch die Musik nur als Hobby. Der 25-jährige Borgsdorfer entschied sich – für beides. Nicht nur, dass er in vier (!) Bands mitspielt, er arbeitet als Studiomusiker sowie als Produktmanager bei einer großen Berliner Punkrockband.

Es ist Sonntagnachmittag, und Chris ist ein bisschen geschafft. Am Abend davor trat er mit dem Jazzkomplott bei der „Langen Nacht der Museen“ auf. Unglaubliche sechs Stunden lang spielte er mit den Jungs im Medizinhistorischen Museum der Charité – nur mit kleinen Zehn-Minuten-Päuschen. „Danach ist man fertig“, sagt Chris. Aber es mache auch unheimlichen Spaß.
Seit weit mehr als zehn Jahren musiziert Chris als Gitarrist im Jazzkomplott. Die Gruppe hat bereits diverse Wettbewerbe gewonnen. „Das läuft irgendwie von allein“, sagt Chris. Stars wollen sie damit nicht werden, schon aus zeitlichen Gründen. Es geht ja auch so: „Wir als Band haben so viele Freunde. So, wie es jetzt ist, ist’s super.“ Wollten sie „richtig berühmt“ werden, müssten sie viel mehr proben, nach einem Plattenlabel suchen und nach einem Booker. „Also nach jemandem, der uns vertritt“, erkärt Chris. Demnächst geht das Jazzkomplott erst mal ins Studio, um neue Songs aufzunehmen.

Neue Lieder schreibt Chris derzeit auch für Panda. „Ja, die Band gibt’s wieder“, sagt er und lächelt. Im Jahr 2007 erschien das erste Album der Band um Schauspielerin und Sängerin Anna Fischer. Bekanntester Hit: „Jeht kacken!“ Doch das Projekt schlief bald wieder ein, obwohl eine große Plattenfirma im Hintergrund stand. „Wenn man alles probiert, um eine Band nach vorn zu bringen, kann das auch schon mal nach hinten losgehen“, sagt Chris. Überall war Panda plakatiert, doch im Radio lief die Band nicht. Chris glaubt außerdem, dass die Gruppe bei den Hörern nicht authentisch rüberkam.
Dennoch ist das zweite Panda-Album in Arbeit. Und diesmal wird Chris nicht nur mitspielen, sondern auch an den Liedern schreiben – gemeinsam mit Anna Fischer. Panda wird auch weiterhin aus der bekannten Frontfrau sowie den Mitgliedern der Band The Toulouse bestehen – gleichzeitig das dritte Musikprojekt von Chris Lippert.

The Toulouse landete mit „Spit on the Bar“ sogar in den Radiocharts. „Aber es war schwierig, eine Tour zu planen“, erzählt Chris. „Wenn alle einen Job haben, ist das schwer unter einen Hut zu bekommen.“ Auch von The Toulouse steht ein neues Album an. Es kommt Ende Februar heraus.

Dass der Borgsdorfer auch bei The Dead Lovers mitspielt, kam eher durch einen Zufall. Der Sänger Wayne Jackson suchte für einen Auftritt eine Band. „Wir haben uns für drei Songs getroffen“, erzählt Chris. „Bei dem Wettbewerb haben wir dann unerwarteterweise gewonnen.“ So machten sie weiter. Lippert spielt in der Rockabilly-Garagerock-Band den Bass. „Wir wollen bald ins Studio.“ Ziel: ein Album, die Radiocharts, Erfolg.

Aber wie schafft man den Durchbruch als junge Band? „Heute kommt es gar nicht auf ein Label an. Bands können inzwischen aus eigener Kraft viele Fans sammeln.“ Wichtig seien witzige Videoideen und eine hohe Präsenz im Internet. „Geht es dann doch mal um eine professionelle Vermarktung, kann man mit den schon erzielten Erfolgen und den Fans im Hintergrund viel besser pokern.“

Chris spielt in vier Bands. Vier verschiedene Musikrichtungen. Ein Lieblingsprojekt? Er schüttelt den Kopf. „Das, was gerade ansteht, ist mein Lieblingsprojekt“, sagt er. Wird gerade das Toulouse-Album abgemischt, dann ist es das. Geht das Jazzkomplott auf große Indien-Tour, dann steht das ganz oben.
Manchmal können sogar Fernsehzuschauer musikalische Klänge von Chris Lippert hören. Er arbeitet als Studiomusiker für Filmmusik – zum Beispiel beim „Tatort“. „Das ist eine total interessante Arbeit. Filmmusik muss atmosphärisch überzeugen.“ Auch für den Film „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ arbeitete er mit an der Hintergrundmusik. „Da bist du dann für zwei Stunden gebucht und musst abliefern.“ Nach einem Konzert in München ist Chris angesprochen worden – und hatte den Job.
Auch das ganz große Teenieprogramm hat der 25-Jährige schon hinter sich – als Sideman für Monrose. Bei der Mädchenband stand er als Musiker mit der Akustikgitarre im Hintergrund. Er war mit ihnen bei „Viva live“ und der Jugendmesse You. Aber dieses Geschäft war nichts für ihn. „Da kann man sich schnell verblenden lassen“, sagt er. Eine Welt, in der man sehr schnell sehr weit oben steht und danach in ein tiefes Loch fallen kann.

Sein Geld verdient er außerdem als Produktmanager. Für eine bekannte Band aus Berlin kümmert er sich um die Website, Apps und alle weiteren digitalen Produkte. Wenn man ihn vor sechs, sieben Jahren gefragt hätte, was er machen will, hätte er „Jazzmusiker“ gesagt. „Aber Ziele ändern sich.“ Chris findet es spannend, zu sehen, wie Musik entsteht, was mit ihr passiert, wie sie vermarktet wird. Gerade denkt er darüber nach, sich selbstständig zu machen.

Wenn abseits der Musik Zeit bleibt, dann schaut er Italo-Horrorfilme („Da fahre ich voll drauf ab!“), joggt einen Halbmarathon oder kocht. In der Küche probiert er viel aus, zaubert auch schon mal ein Drei-Gänge-Menü für Freunde. „Da kann ich abschalten“, sagt er. Und ganz nebenher vielleicht neue Ideen sammeln – Songs für Panda, The Toulouse, das Jazzkomplott und, und, und.


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