Pfarrer Friedemann Humburg freut sich auf seine drei Gottesdienste am heutigen Tag
MAZ Oranienburg, 24.12.2011
ORANIENBURG
Drei Gottesdienste an einem Tag. Man könnte meinen, Friedemann Humburg hat heute Stress. „Nein, so schlimm ist das nicht“, sagt er und lächelt. Der 42-Jährige ist seit acht Jahren der Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Oranienburg. Da ist Heiligabend der wohl wichtigste Arbeitstag im ganzen Jahr, denn so voll sind die Kirchen nur heute. Humburg sieht das ganz pragmatisch: „Heiligabend predigen wir vor ausverkauftem Haus, und das macht unwahrscheinlichen Spaß.“
Seinen ersten Gottesdienst wird er heute um 15 Uhr in der Schmachtenhagener Kirche halten. „Dort tritt auch der Männergesangsverein auf“, so Humburg. Auch die Orgel wird erklingen, was gar nicht so selbstverständlich ist. „Schon im Mai sind die meisten Orgelspieler ausgebucht, wir haben schon jetzt für 2012 gebucht“, erzählt der Pfarrer. Denn: „Heiligabend ohne Orgel ist Mist.“
Danach kommt der einzige stressige Moment des Tages. Spätestens um 16.15 Uhr muss Humburg zurück nach Oranienburg fahren, denn schon eine Dreiviertelstunde später beginnt der Gottesdienst in der Nicolaikirche. „Den gestaltet die Junge Gemeinde.“ Friedemann Humburg grinst ein bisschen. Er sagt, die 14- bis 16-Jährigen wollen immer gern ein wenig provozieren und aus der heilen Festtagswelt heraus. „Da sieht man dann schon mal im Weihnachtsspiel eine streitende Familie.“
Danach ist Bescherung zu Hause. Humburgs haben drei Kinder zwischen vier und 15 Jahren. „Dann gibt’s auch ein Bierchen“, sagt der Familienvater und schiebt gleich hinterher: „Sonst mache ich das aber nie, wenn ich noch einen Gottesdienst vor mir habe.“
Wer am späten Heiligabend noch in die Kirche geht, der macht das ganz bewusst. „Um 22.30 Uhr ist die Kirche dann nicht mehr so voll“, sagt Friedemann Humburg über den dritten Gottesdienst, den er heute abhält. „Es ist dann auch eher ruhig, ganz anders als am Nachmittag, wenn viele Kinder dabei sind.“ Er mag diese Besinnlichkeit: „Es ist sehr warm und ruhig.“ Die Predigt, die er heute hält, hat er schon vor ein paar Tagen geschrieben – so ganz auf den letzten Drücker wollte er damit auch nicht fertig sein.
Dieses Mal handelt es sich um ein alttestamentarisches Wort aus Jesaja. „Es geht darin um das israelische Volk, das von verschiedenen Seiten bedrängt wird.“ Diesen Text hat er in die heutige Zeit aktualisiert. „Die Leute sollen ja was aus der Predigt mitnehmen“, so Humburg. „Deshalb müssten die 2500 bis 3000 Jahre alten Texte auf das Hier und Heute umgebrochen werden.“
Morgen, am ersten Feiertag, hat Friedemann Humburg frei. „Wir besuchen Oma und Opa.“ Am 26. Dezember fährt er in die Kirche nach Friedrichsthal.
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