Auf den letzten Drücker

Weihnachten: Die Deutschen kaufen ihre Bäume spät – die Region bestimmt die Größe

MaerkischeAllgemeine.de, 17.12.2011

KOPENHAGEN
Die Bayern haben den Größten. Und ausgerechnet die Dänen hoch im Norden wissen darüber besonders gut Bescheid. Kaj Østergård ist der Vorsitzende des Weihnachtsbaumerzeugerverbandes in Dänemark. Als solcher kennt er sich mit dem Baummarkt in Deutschland gut aus: Immerhin geht die Hälfte aller in Dänemark erzeugten Tannen nach Deutschland. Und: „Schon hier bei uns werden sie für den Export nach Größe sortiert“, sagt der Verbandschef.

Deshalb kennt Kaj Østergård die regionalen Vorlieben der Deutschen bestens. „In Bayern sind die Weihnachtsbäume in der Regel zwischen zwei und 2,40 Meter groß“, erzählt er. Im Norden und im Osten Deutschlands kämen sie hingegen nicht über eine Größe von 1,75 bis zwei Metern hinaus. Die kleinsten Bäume stehen nach Østergårds Angaben im Ruhrgebiet – mit nur 1,5 bis 1,75 Metern. Warum das so ist, kann er nur vermuten: „Vielleicht haben sie da kleinere Wohnzimmer. Aber die Käufer in den Regionen wünschen sich den Baum so.“

Der Test bei einem Tannenverkäufer in Oranienburg (Oberhavel) bestätigt die Theorie des Dänen zumindest für diesen Abschnitt des Ostens: „Die Bäume, die bis zu zwei Meter groß sind, gehen am besten“, sagt Volker Lauktien. Allerdings hat er auch andere Größen im Angebot.

Im europäischen Vergleich sieht das ein wenig anders aus: Im Norden seien die Bäume sehr viel größer als im wärmeren Süden, sagt Verbandvorsitzender Østergård. Eines aber eint die Europäer: die Liebe zur Nordmanntanne.
Nach Auskunft von Bernd Oelkers, dem Vorsitzenden des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger in Deutschland, hat sie hierzulande einen Marktanteil von 80 Prozent, in Dänemark sind es sogar 90 Prozent. Da haben Blaufichten (15 Prozent in Deutschland) und Fichten (fünf Prozent) kaum eine Chance.
„Die Nordmanntanne verkauft sich deshalb so gut, weil sie recht weiche Nadeln hat und diese nicht so schnell verliert“, sagt Østergård. Einen Nachteil habe sie allerdings: „Sie hat nicht so einen schönen Duft wie zum Beispiel die Blaufichte.“ Volker Lauktien aus Oranienburg stimmt dem zu. „Die Blaufichten harzen viel mehr.“ Deshalb dufteten sie auch so „weihnachtlich“.

Für die Dänen sind die Weihnachtsbäume ein gutes Geschäft. Die Anbaugebiete erstrecken sich dort auf etwa 25 000 Hektar. „Man kann hier bei uns vom Verkauf leben, wenn man eine Fläche von 20 Hektar hat“, so Østergård. Das skandinavische Land ist nach Angaben des dänischen Baumerzeugerverbandes der größte Exporteur in Europa. 90 Prozent aller dort wachsenden Tannen, etwa zehn Millionen im Jahr, gehen ins Ausland.
Der Bedarf ist groß. Allein in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren jeweils zwischen 23 und 25 Millionen Bäume verkauft. „In mehr als 90 Prozent aller Familien zählt er zum elementaren Bestandteil des Festes“, so Bernd Oelkers vom deutschen Weihnachtsbaumverband. Die Preise seien stabil: 16 bis 22 Euro müssen Kunden pro laufenden Meter für die Nordmanntanne zahlen, 9 bis 12 Euro pro Meter für Blaufichten und 5 bis 7 Euro für Fichten.

Die meisten Deutschen kaufen ihren Baum übrigens auf den letzten Drücker, so auch in Oranienburg: „Am Wochenende vor Weihnachten ist am meisten los“, sagt Volker Lauktien.


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